Baubericht über Gehegeerweiterung mit Gewächshausbau

von Sylvia Grenz

Info zu meiner Person:

Seit 2005 bin ich Schildkrötenhalterin. Begonnen habe ich wie alle sehr unerfahren mit einer Schildkröte. Nach vielen Recherchen und Literaturen habe auch ich bemerkt, dass ich total falsch beraten wurde und meine Kalthaltung nicht das Gelbe vom Ei war.

Die Anfänge

Also begann der Gehegeumbau mit Anschaffung eines Frühbeetes. Auch zogen drei neue Schildkröten ein, da mir bewusst wurde, dass ich meine Schildkröte nicht alleine aufwachsen lassen möchte. Die Gruppe wurde älter und sie outeten sich als zwei Männchen und zwei Weibchen. Um meine Gruppe mit Weibchen zu verstärken, habe ich ein paar eigene Eier ausgebrütet (natürlich auf Weibchen bebrütet). Dies hat nicht so funktioniert wie es sollte und mittlerweile haben sich beide semiadulten Tiere als männlich geoutet.

Im September 2018 habe ich noch eine Fundschildkröte (Breitrand) mit Überlassungsvertrag aufgenommen, die sonst im Tierheim gelandet wäre (natürlich mit 1 Jahr Quarantäne und zwei Herpes- und Mykoplasmentests). Im September 2019 entdeckte ich im Frühbeet meiner adulten Tiere zwei Naturbruten, die unter der Wärmelampe geschlüpft sind. Jetzt hoffe ich einfach, dass diese Babys Weibchen werden (unter der Lampe hat es 38 – 40 Grad). So wäre mein Geschlechterverhältnis nicht mehr ganz so ungünstig. Also leben momentan 9 Schildkröten bei mir.

Gewächshausbau-Griechische Landschildkröte im Freigehege
Griechische Landschildkröte im Freigehege

 

Drei separate Gehege

Während den vergangenen Jahren habe ich verständlicherweise andauernd mein Gehege erweitert, neue Frühbeete dazugekauft und fast meinen kompletten Garten den Schildkröten als Gehege gestaltet. Durch mein ungünstiges Geschlechterverhältnis habe ich mich dazu entschieden, drei separate Gehege zu bauen und entweder eine gemischte Gruppe plus einer Männergruppe oder bei Unverträglichkeit eine gemischte Gruppe und zwei Männergruppen zu halten.

Meine Gehege können alle miteinander verbunden werden, oder verschiedene Bereiche abgetrennt werden. Je nach Bedarf. So wurde mein Wunsch nach einem großen Gewächshaus immer größer. Dieses Jahr haben mein Mann und ich die Ärmel hochgekrempelt und nach monatelanger Planung unser Projekt begonnen. Das Gewächshaus wurde so geplant, dass drei Bereiche mit drei externen Überwinterungsgruben bereit stehen, bei Bedarf jedoch die verschiedenen Bereiche miteinander verbunden werden können.

Bestehendes Gehege:

ca. 100 qm Gehege in abgetrennten Bereichen, ein Beckmann-Frühbeet mit externer 1 qm Überwinterungsgrube plus ein großes Beckmann-Frühbeet (mit zweifacher Verlängerung) und zwei integrierten Überwinterungsgruben (adulte + Babies). 

 

Baubeginn Gewächshaus:

Der Bereich des zukünftigen Gewächshauses wurde vermessen und abgesteckt. Per Hand wurde der gesamte Bereich 30 cm tief ausgegraben. Für die zukünftige externe Grube wurde das Loch bis in 70 cm Tiefe ausgehoben. Eine bereits bestehende externe Überwinterungsgrube mit 1 qm sollte integriert werden.

Das Fundament des GH besteht bei mir aus Schalungssteinen , die mit Beton ausgefüllt wurden. Der Boden wurde mit verzinktem Voilerendraht und Kies gesichert. Der Gewächshaussockel besteht aus Betonsteinen (30 cm lang, 20 cm hoch, 14 cm tief), die mir optisch sehr gut gefielen und von den Maßen passten.
In diesen Sockel wurden die Ausgänge eingeplant. Drei Ausgänge führen aus den drei Bereichen in die Freigehege und drei Ausgänge führen aus den drei Bereichen in die externen Überwinterungsgruben.

Externe Überwinterungsgruben

Meine externen Überwinterungsgruben wurden aus 10 cm dicken Styrodurplatten gebaut. Die Platten wurden auf die gewünschten Maße zugeschnitten, mit Armierungsmörtel, Armierungsgewebe und Dichtungsschlämme verputzt. Dadurch entsteht eine stabile, gut isolierte Grube, die ohne Betonieren relativ einfach und sicher herzustellen ist. Unter der Grube wurden gegen eindringendes Grundwasser und Fressfeinde Mörtelwannen passgenau eingebaut, der Deckel der Grube besteht aus einer Siebdruckplatte. Die Siebdruckplatte wurde mit einem Holzrahmen versehen, in diesem Rahmen befindet sich eine 4 cm dicke Styrodurplatte, beklebt mit alukaschierter Folie zur Reflektion der Wärme. Am Holzrahmen wurde ein Drahtgitter befestigt an dem wiederum das Heizkabel mit Kabelbindern angebracht wurde. Für meine neue Grube mit 1 m x 1,20 m verwende ich ein 80 Watt Heizkabel.

Gewächshaus 

Das Gewächshaus selbst besteht aus 16 mm Hohlkammerplatten. Die Seitenwand und das Dach Richtung Süden besteht aus Alltop-Glas. Unvermeidbar ist ein automatischer Fensterheber. Ich habe das Beckmann-GH mit zwei Doppelflügeltüren. So kann ich je nach Wetterlage für das richtige Temperaturmanagement sorgen und bequem das GH von vorn und von hinten betreten. Die gesamte Technik wird mit Thermostaten gesteuert. So wird unnützer Stromverbrauch verhindert. Zur Temperaturüberwachung benutze ich den Klimalogg Pro von TFA Dostmann mit momentan 4 Außensendern. Was mir noch fehlt ist eine Kamera zur Überwachung (für ev. übersehene Eiablagen im GH).

Da ich alle Ausgänge vom GH in die Freigehege in Richtung Osten und Süden wollte und die neue Überwinterungsgrube für zwei Gruppen gebaut werden sollte, entstand das Problem, dass ich eine Kreuzung im GH bauen musste. Nach langem Grübeln habe ich die für mich beste Lösung gefunden: die Mädels müssen durch das Fundament in einem Art Tunnel in die Grube, die Jungs gehen über diesen Tunnel Richtung Süden ins Freigehege und Richtung Westen in die Grube. Die Bilder zeigen die Lösung besser als die Erklärung.

Ein Tunnel aus 16mm Hohlkammerplatten

Auch eine bereits bestehende Grube eines Frühbeetes sollte weiterhin genutzt werden können. Jetzt stellte sich das Problem, dass die alte Grube zu hoch war, um an das Gewächshaus angebaut zu werden (sonst würde die Tür vom GH nicht mehr geöffnet werden können). Wieder schlaflose Nächte verbracht und entschieden, dass ein Durchgang vom neuen GH in die alte Grube gebaut wird. Dieser Durchgang wurde aus 16mm Hohlkammerplatten auf Maß als Art Tunnel gebaut. Ein dunkler Tunnel birgt die Gefahr, dass die Schildkröten dort die Nacht verbringen, die Deckelheizung jedoch nur in der Grube die passenden Temperaturen bietet.

Der Durchgang wurde mit einem Deckel mit Scharnieren versehen, so kann jede Schildkröte, die dort verweilen sollte, in die Grube gebracht werden. Unter dem Durchgang können die Schildkröten vom vorderen Bereich in den dahinterliegenden Bereich durch einen Tunnel gelangen (Foto). Anmerkung: durch fehlendes Equipment wurde alles per Hand gesägt, geflext, gehobelt….. Es ginge bestimmt profimäßiger, für uns jedoch ist es perfekt.

Neue Stromleitungen müssen her

Unser hinzugezogener Elektriker machte mir klar, dass ein komplett neuer Stromkreis für meine Wünsche gelegt werden sollte. Also wurde ein neuer Stromkreis aus unserem Sicherungskasten im Keller gelegt, mit eigenem FI-Schalter, Wände wurden durchbohrt, ein Graben für die Erdkabel wurde gegraben, Strom wurde neu verlegt. Aber was tut man nicht alles für die Schildis:) Im GH haben wir in Kabelrohren alle Kabel zu 12 Steckdosen geführt. So sieht es ordentlich aus und die Steckdosen befinden sich genau dort, wo ich sie brauche.

 

Elektrische Hühnerklappen

Neue Überlegung: meine bisherigen Türen der Frühbeete mussten per Hand geöffnet werden. Gerade in der Übergangszeit war es morgens zu kalt, um um 7 Uhr die Türen zu öffnen. Immer musste jemand gefunden werden, der um 10 Uhr oder 11 Uhr oder bei Sonnenschein die Türen öffnet. Kurz und gut: elektrische Hühnerklappen mussten her. Alle drei Ausgänge zu den Freigehegen wurden mit elektrischen Hühnerklappen ausgestattet.

Entweder kann die Klappe manuell geöffnet /geschlossen werden, oder man stellt den Automatikmechanismus ein (programmierte Zeiten steuern das Öffnen und Schließen) oder man schließt den Lichtsensor an, der bei Helligkeit die Türen öffnet und bei Dunkelheit schließt. Diese Funktion ist für mich uninteressant, da selbst bei Helligkeit die Temperatur im Freien noch nicht schildkrötentauglich ist. Ich habe Zeiten programmiert, öffne und schließe jedoch je nach Wetter manuell. Bei meinem Modell (Voss farming)* schaltet sich nach einer manuellen Bedienung der Automatikmechanismus aus und muss erneut durch einen Knopfdruck aktiviert werden.

Bedienung der elektrischen Hühnerklappen

Die Bedienung ist sehr einfach. Bei der Montage muss beachtet werden, dass die Steuerung horizontal angebracht wird oder die Schnur durch Umlenkrollen horizontal zur Hühnerklappe befestigt wird. Da mein Sockel breiter ist als das Gewächshaus, an dem die Steuerung angebracht wurde, musste die Steuerung mit einem Stück Holz unterlegt werden. Angeschraubt habe ich die Steuerung an einer Aluschiene, die in den Profilen des GH angeschraubt wurde. Auf diesen Schienen wurden auch alle Steckdosen vom Elektriker montiert und angeschlossen.

Die Hühnerklappen können per Batterie oder per Stromkabel betrieben werden. Um vor Fressfeinden zu schützen läuft die Tür ca. 0,5 cm IM GH tiefer als der Ausgang ist. So hat von Außen kein Tier die Chance, die Tür anzuheben.

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Um bei geöffneter Tür das Eindringen von kalter Luft bzw. Zugluft zu verhindern, wurden hinter den Hühnerklappen Lamellenvorhänge angebracht. Ich habe diese Vorhänge passend in die Durchgänge geschnitten, die Befestigungsschienen jedoch länger gelassen, um ein Anbohren des GH zu verhindern. Ich habe lediglich Winkel auf die Sockelsteine geschraubt und in die Zwischenräume die Lamellenvorhänge eingehängt.

 

Die Ausgänge

Da die Tür kaum isoliert, wurde zwischen Tür und Lamellenvorhang ein 4cm starkes Stück Styrodur passgenau an die Tür angebracht (mit Montagekleber). Dieses wird beim Öffnen und Schließen mitbewegt. Gewichtstechnisch ist dies kein Problem, da der Motor sehr leistungsstark ist und meine Klappe gekürzt wurde und somit leichter ist. Die Öffnungshöhe von 30 cm ist nicht notwendig, deswegen habe ich die Tür auf 20 cm gekürzt (geflext). Auch die Schienen wurden um diese Maße gekürzt. Der Schattenwurf einer niedrigeren Tür ist wesentlich geringer.

Meine Ausgänge sind 28 cm breit, die Hühnerklappe ist 30 cm breit. Die Klappe gibt es auch in schmaleren Maßen, da bei mir jedoch eine sehr große Breitrandschildkröte mitläuft, habe ich mich für die größere Variante entschieden. Falls sich beim Schließen der Türen ein Tier darunter befinden würde, stoppt die Tür sofort. Da ich gewissenhaft abends kontrolliere, ob sich alle Tiere in ihren Gruben befinden, wird jede Schildkröte, die den Einschluss verpasst hat, ins GH getragen. Egal, ob mit oder ohne Hühnerklappe, bei mir ist es immer dieselbe, die gesucht werden muss. Alle anderen begeben sich selbständig in die Gruben.

Verbindungsstraßen, Umrandungen und Bepflanzung

Es wurde noch eine Verbindungsstraße vom neuen GH zu einem der bestehenden Gehege gebaut (Foto). Eine Umrandung besteht aus lose gelegten Mauersteinen, die vordere Abgrenzung zu unserem Garten wurde als Art Zoograben angelegt (um nicht ganz so beengend zu wirken). Ein Schneckenblech 25 cm hoch und 5 cm nach innen überstehend verhindert das Überklettern. Von unserer Terrasse aus ist es optisch fast unsichtbar und verkleinert zumindest optisch an dieser Stelle unseren Garten nicht.

Umrandungen nutze ich Verschiedene: lose gelegte Mauersteine, Schneckenblech, Holzdielen zwischen Blocksteinen mit U-Schiene, zum Nachbarn hin Stabmattenzaun mit Sichtschutz im untteren Bereich, Natursteinmauer im alten Gehege. Alles finde ich optisch ansprechend, was mir in meinem Garten auch wichtig ist (Foto).

Viele verschiedene Futterpflanzen und Gehegepflanzen, Klettermöglichkeiten, Höhlen, Totholz, Wurzeln, steinige Bereich, erdige Bereiche, Höhen und Tiefen……. dies alles ist in meinen Freigehegen vorzufinden.

 

Gehegeimpressionen (vor der Erweiterung)

 

Fazit: Jedes Tier, das unserer Obhut anvertraut ist, hat das Recht auf eine artgerechte und liebevolle Haltung!!! Sie sind uns schutzlos ausgeliefert.

 

Text und Bilder: Sylvia Grenz

 

Vielen Dank Sylvia für deinen sehr ausführlichen Baubericht, die Idee mit der elektrischen Hühnerklappe und die vielen, tollen Bilder!

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