Nachdem im Jahr 2017 ein Männchen zu uns in den Hunsrück übersiedelte, spielte natürlich schon die Hoffnung bisserl mit, auch mal eigene Nachzuchten dieser faszinierenden Art halten zu können.
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Das Tier (geschlüpft Anfang 2015) hatte, wie bei den beiden Weibchen schon zu beobachten war, noch einige Probleme mit dem Umzug. Spaltenschildkröten reagieren sehr empfindlich, wenn sich ihrer Umgebung auch nur unwesentlich verändert. Es hatte Monate gedauert, bis sich das Männchen an die neue Umgebung gewöhnt hatte und die Scheu ablegte.
Die ersten Versuche
Anfang des Jahres 2018 konnte ich dann auch die ersten Aufreitversuche beobachten. Eigentlich hatte ich dies als Imponiergehabe registriert, da ich es vom Alter doch etwas früh fand. Zumindest waren das meine Erfahrungen bei unseren griechischen Landschildkröten.Wochen später wurden die Weibchen unruhiger und sind im Innengehege herumgeklettert. Das selbe Verhalten kenne ich ja auch bei unseren Griechischen Landschildkröten, wenn diese kurz vor der Eiablage sind.
Vom Alter her würde das bei den Weibchen ja schon hin hauen. Kurze Zeit später fanden dann auch die ersten Probebohrungen statt. Das Verhalten änderte sich dann auch in der Hinsicht, das die Tiere sich nicht in ihre Spalte verzogen, sondern den ganzen Tag (auch Nachts) an dieser Stelle verweilten und dann wieder mit ihren Hinterfüßen anfingen zu graben aber anschließend auch wieder die Grube verschlossen. So ging es dann ein paar Tage so. Die Stelle war wohl richtig, aber der Zeitpunkt noch nicht da?
Die erste Eiablage
Zufälligerweise war ich dann eines Abends im Büro und sah, wie das Weibchen wieder dabei war, die Grube zu verschließen. Also fing ich dort an zu graben und tatsächlich: Das Weibchen hatte ihr erstes Ei gelegt. Die Freude war natürlich riesig und ich legte das Ei in den Inkubator (obwohl ich davon ausging, das dieses Ei nicht befruchtet war).
Ein paar Tage später war auch das zweite Weibchen am graben und blieb auch dort einige Tage am Platz (bewachte es „sein“ Ablageplatz?). Auch dieses Weibchen legte dann ein Ei (Spaltenschildkröten legen nur eines, maximal zwei Eier) und verschwand nach dem zu schütten der Grube in „seine“ Spalte. Fand ich schon sehr interessant, das beide Weibchen ihren Ablageplatz die ganze Zeit bis zur Eiablage nicht verließen.
Die ersten Eier waren leider nicht befruchtet
Doch wie ich es mir schon gedacht hatte: Die Eier waren nicht befruchtet und auch die Eier, die ca. 3 Wochen später von den Weibchen an der selben Stelle abgelegt wurden, waren nicht befruchtet.
Anfang September dann wieder das selbe Schauspiel: Die Weibchen gingen nervös durch das Innengehege und verweilten dann wieder an den selben Plätzen.
Eines Morgens, Mitte September 2018, sah ich dann, das eines der Weibchen wieder in seiner Spalte saß und ihre Grube wohl kurz vorher wieder frisch verschlossen hatte. Also wieder etwas gegraben und tatsächlich lag wieder ein ca. 4 cm längliches Ei in der Grube. Ich nahm es dann vorsichtig raus und legte es in den Inkubator bei 31, 5 Grad und einer Luftfeuchtevon ca. 70 Prozent.
Ein kleiner „Pfannkuchen“!
Am 31.01.2019, knapp 4 Monate später, blickte ich wie jeden morgen in den Inkubator und war freudig überrascht. Sah mich doch tatsächlich ein kleine „Pancake“ an.
Ich nahm den Kleinen und setzte es gleich ins Innengehege zu den adulten Tieren. Ich war überrascht, wie agil das Jungtier war und sich unter der Wärmelampe* gleich mal bequem machte. Kurze Zeit später ging es dann auch schon auf Entdeckungstour. Da es ja in ihren Habitaten zur Zeit „Regenzeit“ ist, wollte ich dem Kleinen was gutes tun und ihm ein kurzes Bad gönnen. Schon beim ersten „Regenschauer“ fing das Tier gierig an aus den Pfützen zu trinken. Leider hatte ich an dem Morgen nicht mehr viel Zeit, so dass ich meine Frau beauftragen musste, das Jungtier und die adulten Tiere etwas zu beobachten.
Nachzucht Spaltenschildkröte kurz nach dem Schlupf am 31.01.2019
Aus anderen Berichten (Bidmon,Schildkröten im Fokus 02/2012, Dworschak, Schildkröten im Fokus 02/2016) hatte ich schon erfahren, das die Elterntiere sehr behutsam mit ihrem Nachwuchs umgehen. Was ich erhofft hatte, konnte dann auch meine Frau beobachten: Die Elterntiere und das andere adulte Weibchen ließen den neuen Bewohner in Ruhe. Der kleine „Pfannkuchen“ suchte sogar gezielt die Nähe der adulten Tiere und die ließen auch alles mit sich machen was dieses Bild auch gut dokumentiert.
Unser Innengehege ist zwar groß genug, aber eine passende Spalte hat der Kleine noch nicht gefunden und rannte dann immer mal wieder von einem Platz zum andere. Ein größere Spalte ist zwar frei, wird aber aus irgendwelchen Gründen von den Tiere als Unterschlupf fast komplett gemieden.
Ein Weibchen hat eine Spalte für sich und das andere Weibchen teilt sich eine Felsenspalte mit dem Männchen. Es sind durch die Aufbauten zwar mehrere kleine Ritzen oder Spalten im Gehege, aber für den Winzling noch nicht passendes dabei zu sein. Also hatte ich unter einem Schieferstein etwas Erde weggenommen und kurze Zeit später verkroch sich die kleine Nachzucht schon darunter. Scheint wohl genau richtig zu sein, denn das Tier blieb dann auch dort und geht seither regelmäßig nach dem Fressen oder Trinken unter den Stein.
Durch das Innengehege im Büro habe ich, im Gegensatz zu den europäischen Verwandten im Freigehege, natürlich auch wesentlich mehr Zeit und Möglichkeiten die Tiere zu beobachten (was besonders in den Wintermonaten sehr schön ist) und ich bin positiv überrascht, wie sich der kleine „Pfannkuchen“ bisher eingelebt hat und auch die adulten Tiere den neuen „Mitbewohner“ bisher akzeptieren. Es ist immer wieder beeindruckend, wenn solch ein kleines Lebewesen aus dem Ei schlüpft und sich dann gleich eigenständig auf den Weg macht um das Abenteuer „Leben“ zu beginnen.