In eigener Sache:
Seit dem Jahr 2001 halten wir griechische Landschildkröten (Testudo hermanni boettgeri) in einem naturnahen Freigehege und haben erfolgreich Nachzuchten dieser Art herangezogen. Allerdings brüteten wir lediglich zwei Gelege aus, wobei bedauerlicherweise einige Jungtiere während der Winterstarre oder kurz danach verstarben. Dies ist jedoch unserer Ansicht nach auf eine natürliche Selektion in der Natur zurückzuführen, anstatt auf unzureichende Haltungsbedingungen. Aus diesem Grund empfehlen wir, europäische Landschildkröten erst nach ihrer zweiten Winterstarre zu vermitteln.
Wir erhalten immer mal wieder Anfragen nach Nachzuchten der griechischen Landschildkröten, jedoch brüten wir keine Eier mehr aus, da der Markt für diese Art bereits total übersättigt ist. Dieses Problem betrifft momentan alle Auffangstationen für europäische Landschildkröten deren Gehege aus allen Nähten platzen. Andererseits engagieren wir uns für den Artenschutz und die Nachzucht unserer Spaltenschildkröten, die stark vom Aussterben bedroht und noch nicht so verbreitet in der Haltung sind. Daher halten wir es für sinnvoll, die Nachzucht dieser Schildkrötenart im Rahmen des Artenschutzes zu fördern. Für den Schutz europäischer Landschildkröten finden wir es sinnvoller Schutzprojekte in deren Ursprungshabitaten zu fördern.
Inhaltsverzeichnis
Eine Nachzucht einer Schildkröte ist immer wieder ein einmaliges Erlebnis eines jeden Schildkrötenhalters. Das Geschlecht der Griechische Landschildkröten erkennt man ziemlich sicher bei einem Gewicht ab ca. 300 g. Bei naturnah gehalten Tieren im Freigehege, die auch regelmäßig eine Winterstarre halten, ist das ungefähr im 5. Lebensjahr.
Weibliche Griechische Landschildkröten erreichen ihre Geschlechtsreife mit ca. 7-8 Jahren oder einem Gewicht von ca. 500-600 Gramm. Die Männlichen Tiere erreichen die Geschlechtsreife noch etwas früher. Tiere, die unnatürlich schnell wachsen, z.B. sogenannte Dampfaufzuchten erlangen die Geschlechtsreife schon wesentlich früher.
Letzte Aktualisierung am 2024-12-10 .
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Balzverhalten
Meine zweite Gruppe besteht aus vier Weibchen und zwei Männchen. Schon im Frühjahr, kurz nach der Starre, beginnt das Männchen die Weibchen zu umwerben. Es versucht durch Bisse in die Hinterbeine des Weibchens, dieses zum Stehen zu bewegen. Ist das Weibchen noch nicht bereit, versucht es davon zu laufen oder verzieht sich in einer der Höhlen. Versteckt es sich in einer der Höhlen, macht das Männchen Jagt auf eines der anderen Weibchen. Deshalb ist das Verhältnis 1 Männchen auf zwei besser drei Weibchen wichtig und sollte eingehalten werden. Nur so kann sich ein Weibchen vor dem Paarungswerben des Männchen auch einmal zurückziehen und steht nicht dauernd unter Stress.
So ca. 4-6 Wochen nach der Kopulation beginnen die Weibchen in ihrem Gehege einen geeigneten Eiablageplatz zu suchen.
Ich habe hierfür einen Eiablagehügel mit ungefähr 1m Durchmesser aufgeschüttet und mit Schiefersteinen eingegrenzt um zusätzliche Wärme zu erzeugen. Unsere Susi, ein ca. 50 Jähriges Testudo hermanni boettgeri Weibchen, rannte kurz vor der Eiablage nervös im Gehege hin und her und machte überall Probegrabungen.
Doch statt den vorbereiteten Legehügel als Eiablage zu nutzen, zog es unsere Susi vor, gegenüber vom Hügel an einem Lavendelstrauch ihre Eier abzulegen. Diese Erfahrungen haben auch andere Halter gemacht. Griechische Landschildkröten brauchen nicht unbedingt einen Eiablageplatz. Sie legen ihre Gruben gerne an Sträucher, Büsche, Steinen oder auch in Senken an.
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Auch unsere Nelli hat 2 Wochen nach der Eiablage unserer Susi in die Nähe des Lavendelstrauches ihre Eier gelegt. Auch sie hatte vorher an dem eigentlich dafür vorgesehen Legehügel Probegrabungen durchgeführt, aber wohl nicht für geeignet angesehen. Nachdem nun der ideale Platz gefunden wurde, beginnt das Tier mit den Hinterbeinen eine kleine Grube von 10-15 cm Tiefe auszuheben.
Susi, 50 Jähriges Weibchen Testudo hermanni boettgeri, beim Ausheben der Eigrube
Eiablage
Ist die Grube für das Tier nun perfekt, bleibt es ruhig darüber sitzen, bis die „Wehen“ einsetzen. Dann werden die Eier in kurzen Abständen ausgepresst, mit den Hinterbeinen aufgefangen und so lange hin und her geschoben bis sie richtig platziert sind. Die Anzahl der Eier pro Gelege variiert zwischen 4-8 Eier und ist abhängig von Art und Größe des Weibchens. So hatte unsere Susi, die ca. 1750 g. schwer ist, ein Gelege mit 8 Eiern während Nelli, die ca. 820 g. wiegt, ein Gelege von 4 Eiern. Wurden die Eier gelegt, beginnt das Weibchen sorgfältig die Grube wieder zu verschließen. Dies macht sie so perfekt, das die Eigrube nicht mehr zu erkennen ist.
Hat sich das Tier zurückgezogen, wird die Eigrube vorsichtig wieder geöffnet und die Eier mit einem Pinsel freigelegt. Ich lege die Eier in eine Plastikschale, die ich vorher mit Vermiculit bis zur Hälfte aufgefüllt habe. Mit einem weichen Bleistift markiere ich die Eier, damit ich aus Versehen ihre Position später durch drehen nicht mehr verändere. Dies ist wichtig, weil nach ca. einer Woche, das Eiklar über dem Dotter schwimmt. Der Keimling liegt auf dem Eidotter. Dreht man in dieser Zeit das Ei, würde der Keimling vom Eidotter erdrückt werden und absterben.
Als Inkubator benutze ich einen Flächenbrüter 400/rep von Bruja. Die Eier werden bei mir bei einer Temperatur von ca. 32 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von ca. 70% ohne Nachtabsenkung bebrütet. Die Scheiteltemperatur bei Eier der Griechischen Landschildkröte liegt bei 32,4 Grad (ist allerdings auch abhängig vom Herkunftsgebiet der Tiere). Das heißt, bei dieser Temperatur schlüpfen überwiegend Weibchen während darunter mehr Männchen schlüpfen.
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Aufzucht Jungtiere
Natürlich gilt es auch bei den juvenilen Tieren eine möglichst naturnahe Haltung anzustreben. Im Grunde gelten auch bei den Jungtieren die selben Haltungsparametern wie bei unseren ausgewachsenen Tieren. Allerdings gibt es deine oder andere zusätzliche noch zu beachten.
Die Natur als Vorbild
Um seine Schlüpflinge so artgerecht und naturnah zu halten ist es immer sinnvoll sich vorher zu informieren, wie Schlüpflinge und Jungtiere in ihren Habitaten leben.
In den ersten Monaten leben die Kleinen in der Nähe der Eigrube, geschützt aus einem Dickicht von Pflanzen. Während adulte Tiere meist Einzelgänger sind, leben Schüpflinge die ersten Monate in kleinen Gruppen zusammen. In diesem Pflanzenfilz bewegen sich die Tiere in einem Wirrwarr von Tunnelgängen. (Erfahrungen von Wolfgang Wegehaupt, „Europäische Landschildkröten Naturnahe Aufzucht: Eine kompakte Anleitung für die Unterbringung, Pflege und Ernährung von Jungtieren“ Taschenbuch– 18. Februar 2013)
Vorteil: Die Kleinen sind vor Fressfeinden und im Sommer vor der starken Sonneneinstrahlung geschützt.
Der wesentlichere Vorteil allerdings ist, das in diesem Gestrüpp aus Pflanzen im Frühjahr und Herbst durch die Regenfälle immer ein feuchtwarmes Mikroklima herrscht. Im Sommer verdorren dann viele Pflanzen, aber durch das hohe Tag-/Nacht-Temperaturgefälle bildet sich Tau wodurch das Gestrüpp zum Teil richtig nass wird. Die Morgensonne trocknet die Gräser und die Luftfeuchtigkeit steigt auf über 70 Prozent. Durch diese hohe Luftfeuchtigkeit wachsen die Tiere gesund und mit glattem Panzer auf.
Erst mit den Jahren werden die Tiere mehr oder weniger zu Einzelgänger und ziehen dann auch größere Kreise um ihre Eigrube.
Wie kann ich das nun bei mir umsetzen?
Zuallererst: die Tiere gehören nach dem Schlupf direkt ins Freilandgehege! (Bauchnaht muss natürlich auch geschlossen sein!).
Dieses ist im Grunde so eingerichtet, wie das Gehege unserer adulten Tiere. Nur halt ein paar Nummern kleiner. Also mit einem vernünftigen Frühbeet und der entsprechenden Technik. Es gibt zwar in Deutschland Regionen da klappt es anscheinend auch ohne Technik, aber diese sind ganz dünn gesät. Ich würde aber generell immer eine Wärmelampe anschließen und diese über einen Thermotimer schalten lassen.
Sollte die Gegend wirklich so günstig liegen, wird die Lampe eh nicht geschaltet, da die Temperaturen ja relativ schnell im Frühbeet erreicht werden. Aber so hat man die Gewissheit, das auch mal bei einer längeren Schlechtwetterperiode eine Wärmequelle vorhanden ist, damit sich die Tiere auf ihre optimale Stoffwechseltemperatur (ca.35 Grad) aufwärmen können. Landschildkröten versuchen ihre „Wohlfühltemperatur“ den ganzen Tag zu halten, indem sie sich entweder unter der Lampe bzw. in der Sonne aufwärmen oder im Schatten sich abzukühlen.
Übrigens auch ein ganz wichtiger Grund, warum Schlüpflinge so versteckt leben bzw. wir ihnen so viele Versteckmöglichkeiten wie möglich anbieten sollen und müssen. Aufgrund ihrer geringen Körpermasse überhitzen die Tiere sehr schnell und können so den Hitzetod erleiden.
Frühbeet
Ich persönlich würde zu einem Frühbeet mit mindestens 16 mm Stegplatten raten, da dieses sich nicht zu schnell erhitzt und auch wesentlich länger die Wärme hält als ein einfaches 4 mm Frühbeet aus dem Baumarkt. Es ist zwar auch eine Preisfrage, aber wer sich vorher mit diesen Tieren intensiv beschäftigt wird dann feststellen, das es auch nicht unbedingt ein günstiges Hobby ist.
Im Frühbeet selbst können dann noch verschiedene Futterpflanzen und Versteckpflanzen gesetzt bzw. gesät werden. Den Schlafplatz der Kleinen mit Spaghnum Moos auslegen und immer mal wieder anfeuchten. So ist dann auch im Frühbeet mit den Pflanzen und dem Moos ein hohe Luftfeuchtigkeit gegeben. Bei der Elektrik dann auch immer darau achten, das die Teile für den Außenbereich geeignet sind. Am besten von einem Elektriker die Arbeit machen lassen.
Ein Frühbeet mit 16 mm Alltop-Verglasung* wäre natürlich die optimale Lösung da es die UV-Strahlen durchlässt was die Schildkröten zur Vitamin-D3-Synthese benötigen. Sie leben halt nun mal sehr versteckt und bekommen nicht so viele UV-Strahlen ab wie ihre älteren Geschwister, die sich länger in der Sonne aufhalten bzw. auch länger aufhalten können.
Gehegegröße
Da sich Schlüpflinge in der ersten Zeit nicht so weit entfernen und sehr versteckt leben wäre es ratsam, das Gehege nicht zu groß zu bauen. Würde man die Tiere von Anfang an bei den adulten Tieren mitlaufen lassen, würde man diese in einem großen Gehege nicht mehr finden. Deshalb zu Anfang erst mal klein bauen, aber immer mit der Möglichkeit das Gehege problemlos erweitern zu können und somit der Größe der Tiere und dem Bewegungsdrang anzupassen.
Ich habe z.B. eine Gehegegröße für die Jungtiere von ca. 2 qm inkl. dem Frühbeet in diesem Jahr neu gebaut. Dieses wird dann genauso eingerichtet, wie das Gehege der adulten Tiere. Also Frühbeet mit Technik, Versteckpflanzen, Futterpflanzen, Steine und Äste zur Strukturierung des Geheges. Die Tiere sollen die Möglichkeit haben sich auch mal auf einer Steinplatte aufwärmen , aber auch sich bei Bedarf verstecken zu können. Hier sollte aber das Hauptaugenmerk, im Gegensatz zu den adulten Tieren, mehr auf Versteckplätze gerichtet sein.
Transportable Schildkrötengehege für Jungtiere
Eine andere Möglichkeit den Tieren, zumindest vorübergehend, eine naturnahe „Landschaft“ zu bieten sind transportable Gehege. Hier wird z.b. ein ausrangierter Hasenkäfig oder ein vergleichbarer Behälter genommen (z.B. eine kleine Mörtelwanne, Plastikbox) und so eingerichtet wie ein Gehege. Am besten würde sich hier feine Gartenerde eignen (Maulwurferde) bepflanzt mit diversen Futter- und Versteckpflanzen. Alternativ zu der Gartenerde kann auch von Floragard das Schildkrötensubstrat genommen werden. Es wird ja nicht so viel benötigt. Nicht zu vergessen im Boden des Behälters einige Löcher zu bohren, damit bei einem Regenschauer das Wasser gut abfließen kann und nicht das aus Landschildkröten auf einmal Wasserschildkröten werden.
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So hat man jetzt die Möglichkeit die Tiere ins Freie und Abends zurück ins Frühbeet bzw. Gewächshaus zu setzen ohne sie aus ihrer vertrauten Umgebung zu nehmen.
Leider ist es immer noch sehr oft der Fall, das durch falsche Beratung in diversen „Fachgeschäften“ dem neuen Halter neben den Tieren ein Terrarium und weiteres, vieles unnötiges Zeug verkauft wird. Europäische Landschildkröten gehören von Anfang an in ein Freigehege mit entsprechender Technik!
Ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen und Terrarium etc. steht alles daheim, ist solch ein transportables Gehege eine sehr gute Möglichkeit dem Tier zumindest vorübergehend eine natürlich Umgebung im Freien zu bieten, bis ein Freigehege gebaut und einzugsbereit ist.
Hierzu möchte ich dann noch ganz kurz erwähnen, das ein kleines Gehege dann aber auch in sehr kurzer Zeit gebaut werden kann! So hat eine sehr gute Schildkrötenbekannte von mit ein Gehege für ein Notfalltier innerhalb von zwei Stunden mit Frühbeet hin gezimmert. Also eine Ausrede wie“ wir bauen das Gehege dann im nächsten Jahr“ kann ich hier nicht gelten lassen!
Fehler, die zu Anfang der Haltung gemacht werden, sind später kaum zu korrigieren!
Gunda Meyer de Royas hat auf ihrer tollen Schildkrötenseite den Bau eines Aufzuchtgeheges hier beschrieben.
Weitere tolle Beispiele von transportablen Gehegen für Schildkröten
Und hier ein paar schöne Beispiele an Freigehegen für Schlüpflinge und semiadulten Tieren
Vielen Dank an alle, die mir Bilder ihrer Gehege zur Verfügung gestellt haben!
Mit dem Thema „Nachzuchten“ beschäftigt sich auch die
„Interessengemeinschaft Schildkrötenschutz & Nachzuchten e.V.“
Sie wurde gegründet mit dem Ziel, Züchter zu unterstützen und durch entsprechende Qualität in der Schildkröten-Zucht und Aufklärung bei der Haltung Schildkröten nachhaltig zu schützen – sowohl in der Privathaltung als auch in der Natur.
Video „Reptilienzucht JA oder NEIN?!“
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