Unsere zwei Wochen als Helfer bei der O-Aetos Schildkrötenschutzstation in Griechenland vom 12. bis 26.04.2014
Wie ich schon nach unserem einwöchigen Aufenthalt als Exkursionsteilnehmer im letzten Jahr berichtete, waren wir uns sicher, nicht das letzte Mal bei Bernd Pitzer auf der Station gewesen zu sein. Da die Osterferien 2014 relativ spät im Jahr waren, haben wir das gleich dieses Jahr ausgenutzt und unsere „Androhung“ war gemacht. Dieses Jahr waren wir nur zu dritt, da unser großer Sohn leider nicht mit konnte. Das hat er sehr bedauert.
Los ging es wie im letzten Jahr mit einem Flug von Frankfurt am Main nach Thessaloniki am Samstag, den 12. April. Nach der Landung ereilte uns schon der erste Unterschied zu der doch sehr luxuriösen Variante des Vorjahres. Da wir ja als Helfer auf die Station wollten, mussten wir auch wie Helfer anreisen. Also aus dem Flughafen raus und an die Bushaltestelle. Als dann der Bus mit der Nummer 78 kam stellten wir fest, dass wir nicht alleine an den Bahnhof wollten. In einem sehr vollen Bus fuhren wir dann etwa 50 Minuten durch die Straßen Thessalonikis immer die Augen aus dem Fenster gerichtet, da wir ja den Bahnhof nicht verpassen wollten und keiner von uns der griechischen Sprache, geschweige denn der Schrift, mächtig ist. Am Bahnhof angekommen haben wir uns dann auf englisch eine Bahnkarte nach Leptokarya gekauft. Endlich im Zug riefen wir Bernd an, der uns nach etwa einer Stunde Fahrt in Leptokarya abholte. Und da war er dann sofort wieder… Dieser griechische Flair, in den Bernd so unglaublich rein passt, der einen gleich wieder einholt, wenn man ihn schon einmal erlebt hat. Wir wurden sehr herzlich begrüßt und besuchten erst mal gemeinsam eine Ouzeria. Wie ich das vermisst habe… Nicht, dass ich jemand bin, der gerne diesen Anisgeschmack im Tsipouro hat, nein, ich habe einfach diese Herzlichkeit und vielleicht auch diese Gelassenheit vermisst.
Da außer uns Dreien noch Daniela und Dennis mit uns als Helfer angereist waren, passten wir nicht alle in Bernds „Viagra“ (Suzuki Vitara) rein. Also musste er zweimal zur Station fahren. Als wir alle mitsamt unserer Koffer angekommen waren, haben wir die Betten bzw. Matratzen verteilt und die Zimmer bezogen. Die Schlafsäcke wurden ausgerollt und wir waren angekommen.
Nach einer sehr kalten Nacht wurden wir gegen 7 Uhr wach. Nach einer noch kälteren Wäsche gingen wir nach unten in die Freiluftküche. Aber zuerst wurden die Tiere versorgt. Angefangen mit den insgesamt 11 Schafen. Davon ein Bock (Jup), 5 Mamaschafe und 5 Lämmer. Davon brauchte ein kleines Lamm (Venus) besondere Kost. Da die Mutter zu wenig Milch hatte, bekam Venus jeden Morgen eine Flasche mit Ersatzmilch. Die restlichen 10 durften sich über etwas Körnerfutter freuen. Nach den Schafen wurde Milka der Hund gefüttert und nicht zu vergessen der Hahn und das Huhn, das Bernd jeden Tag mit einem frischen Ei versorgt. Danach frühstückten wir gemeinsam und genau so sollte die nächsten zwei Wochen unser morgendlicher Ablauf sein.
Nach dem Frühstück holte Bernd eine Liste mit den zu erledigenden Arbeiten raus. Wir besprachen kurz den heutigen Ablauf und dann ging es ans Werk. Mein Mann (der auch Bernd heißt, was stellenweise für Verwirrung sorgte, weshalb ich ihn im Rest des Berichtes Börnd nennen werde) und die Jungs fingen an, einen alten baufälligen Zaun vom früheren Marginata-Nachzuchtgehege abzureißen. Die Mädels kümmerten sich derweil um Bernds Gemüsebeete. Am heutigen Tag wurden die Radieschen vereinzelt.
Da es langsam wärmer wurde und die Schildkröten auch bald Hunger bekommen würden machten wir zwei Mädels und Mark uns auf die Suche nach Schildkrötenfutter. Mit einem großen Leinenbeutel und einem Stock bewaffnet stapften wir durch die Gegend. Vor jedem Griff in das Grün wurde erst mal mit dem Stock durch die betreffende Pflanze gepflügt um eventuell dort befindliche Schlangen und anderes Getier aus dem potenziellen Futter zu vertreiben. Mit reicher Beute kamen wir zurück und verteilten die frischen Kräuter auf die einzelnen Gehege. Da es noch sehr früh im Jahr ist, hat Bernd auf der Station bisher nur Tiere, die noch vom Vorjahr übrig sind und noch nicht ausgewildert werden konnten. Keine akuten Notfälle, die besonders behandelt werden müssen. Aus diesem Grund beschränkte sich die Pflege der Schildkröten auf Futtersuche, Fütterung und Gehegepflege.
Gegen 13 Uhr werden die Schafe frei gelassen. Dann muss sich jemand finden, der sich als Hirte betätigt und etwa 2 Stunden mit den Schafen unterwegs ist und diese fressen lässt. Da es dabei zwischen zahlreichen Olivenbäumen durch geht, muss man darauf achten, dass kein Schaf die Bäume annagt. Hirte zu sein ist manchmal eine echte Herausforderung, da Jup und Babett ihren eigenen Kopf haben und manchmal einfach eine andere Richtung einschlagen. Und da die Herde diesen beiden Tieren meistens folgt, kann es auch sein, dass man doch mal ein bisschen länger unterwegs ist.
Am späten Mittag fuhren wir dann ohne Bernd los, da wir irgendwo was essen wollten. Da noch viele Geschäfte geschlossen hatten, führte uns unsere Fahrt nach Platamonas. Dort fanden wir sogar einen kleinen Markt, der geöffnet hatte, obwohl es Sonntag war. Nach einem reichlichen Einkauf fuhren wir zu Maria, die ein sehr nettes Fischrestaurant direkt am Hafen von Platamonas hat. Nach leckerem Essen ging es wieder zurück auf die Station.
Die nächsten Tage liefen ähnlich ab, mit einer kurzen Planänderung am Dienstag. Da besuchten wir nach dem Frühstück den Markt in Leptokarya. Dort besorgten wir Gemüse, Obst und andere Kleinigkeiten. Danach noch ein Besuch bei Lidl, um die restlichen, benötigten Sachen zu besorgen.
Mittags hatten wir dann einen Notfall. Eine Riesen-Smaragdeidechse (Lacerta trilineata) verfing sich in einem Maschendrahtzaun. Bernd meinte, dass das öfter mal passiert, da die Tiere mit dem Kopf und den Vorderbeinen durch die Maschen kommen, die Hüfte aber breiter ist und sie deshalb nicht komplett durch passen und dann hängenbleiben. Wir haben sie natürlich gerettet und an dieser Stelle gleich einen Durchgang im Zaun geschaffen, der auch am nächsten Tag ebenfalls von einer Riesen-Smaragdeidechse ohne Probleme genutzt wurde…Abends haben wir dann immer zusammen gekocht. Rosmarinkartoffel, Pfannengemüse, Hähnchen, usw…Die Fertigstellung der „To-do-Liste“ wurde ab und an durch Regenschauer unterbrochen, aber in der ersten Woche haben wir viel geschafft.
In der Woche haben wir Radieschen vereinzelt, Tomatenstöcke ausgepflanzt, Kletterhilfen für Tomaten gebaut, Wasserhahn repariert, Gehegeumrandung beseitigt, Unterstand beseitigt, Wiese gesenst und den Abschnitt als Gründung um die Tomatenstöcke verteilt, Bohnenkraut gesät, Autotür repariert, Batterien der Solaranlage gecheckt und einen langen Zaun zwischen Weinreben und dem neuem Schafgatter gebaut. Ebenso eine kleine Mauer aus Findelsteinen gebaut, wieder einen alten Zaun und eine alte Tür abgebaut.
Immer wieder unterbrochen von dem täglichen nötigen Werk wie füttern, mit den Schafen gehen, Schildkrötenfutter suchen, kochen, spülen usw.
Am Karfreitag standen dieselben Arbeiten an, allerdings färbten Mark und ich mittags Eier.
Samstags holte Bernd eine Exkursionsteilnehmerin am Flughafen ab. In dieser Zeit holten Daniela, Dennis und Börnd das bestellte Grillfleisch und machten weitere Besorgungen. Mark und ich kümmerten uns um die Schafe. Während dem Schafe hüten sahen wir eine kleine Johannisechse (Ablepharus kitaibeli), die Mark zuerst für eine kleine Schlange hielt.
Zum Abendessen trafen wir uns dann bei Despina, die das Hotel in Skotina Beach führt, in dem Bernd seine Exkursionsgäste unterbringt. Heute zogen auch Daniela und Dennis ins Hotel, da auch sie in der nächsten Woche an den Exkursionen teilnahmen. Nach dem Abendessen machte Mark mit Birgit, Teilnehmerin Nr. 3 für die nächste Woche, einen Spaziergang und beobachtete viele Fledermäuse.
Am Ostersonntag verließ uns Bernd zur ersten Exkursion, aber nicht, ohne vorher gemeinsam mit Börnd und Mark nach den Ostereiern zu suchen… Bernd hatte aber eher den Riecher für das Marzipan und Mark fand fast alle Ostereier. Nach dem täglichen Geschäft feuerte Börnd den Grill an. Diese Gelegenheit wurde gleich genutzt, um zurecht gesägte Pfähle anzubrennen. Somit verrotten sie nicht so schnell, wenn man sie in die Erde plaziert. Wir wollten mit den Exkursionsteilnehmern zusammen einen Osterschmaus genießen uns als Highlight gab es gegrillte Ziege. Natürlich durften ein griechischer Salat und Rosmarinkartoffeln auch nicht fehlen.
Nachdem Daniela, Dennis und Birgit ans Hotel gefahren waren, sind wir auf Bernds Terrasse, um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen. Wir würfelten und als es zu dunkel wurde, erzählten wir noch eine Weile. Vor der Nachtruhe schauten wir uns noch eine Weile zusammen die Sterne an verfolgten die Satteliten über den Nachthimmel.
Am Ostermontag begleiteten wir, nach dem Versorgen der Tiere, die Exkursion ins Piniosdelta. Das Wetter war nicht so gut und graue Wolken drohten mit Regen. Trotz der kühlen Witterung waren schon einige Schildkröten unterwegs. Alle waren in einem super Zustand und wir sahen keine verletzten Tiere. Am Rand der Weide im Gebüsch entdeckte Bernd dann die erste Europäische Hornotter (Vipera ammodytes), die auch nicht wirklich Bemühungen unternahm, zu flüchten. Es sollten an diesem Tag noch mehrere folgen. Vielleicht eine Folge der kühlen, bewölkten Witterung. Auf dem Rückweg zu den Fahrzeugen bekamen wir noch viele Schildkröten zu sehen. Da wir uns ja um die Schafe kümmern mussten, machten Börnd und ich uns dann zusammen mit Renate (Gast aus Platamonas) auf den Rückweg. Mark begleitete die Teilnehmer weiter. An der Station angekommen wurden erst mal die Tiere versorgt. Dann fingen wir die zukünftigen Schildkrötengehege an.
An diesem Abend fing Bernd an, uns Mah Jongg beizubringen. Wir spielten die erste Runde mit sehr vereinfachten Regeln. Die Geister waren mit uns und wir hatten viel Spaß.
Dann kam wieder ein Dienstag. Dienstag ist Markttag. Bernd und Börnd wollten nicht mitfahren, also machten wir restlichen uns alleine auf. Nachdem die Taschen voll und die Geldbeutel geleert waren (wir mussten ja auch Souveniers kaufen) mussten wir noch die offenen Posten bei Lidl besorgen. Der „Malamatina Retsina“ war nicht so einfach zu bekommen und wir fuhren mehrere Märkte an. Börnd hatte sich eine „Ukulele“ vom Markt gewünscht. Da wir keine fanden, kauften wir eine Kindergitarre, aus der er sich dann ja eine bauen konnte… Der Spaß war es uns wert.
Als wir wieder auf der Station waren, startete eine neue Exkursion und wir Helfer waren mit den täglichen Arbeiten beschäftigt. ‚Zwischendurch fand Börnd auch die Zeit dazu und baute die Gitarre um… Abends rief der „Ostwind“ zu einer weiteren Mah Jongg Runde. Heute waren die Regeln schon strenger. Nach einer kompletten Runde, die aus 4 Spielen besteht, fing Börnd wieder an, auf der Ukulele zu klimpern und Bernd holte dann seine Gitarre und Liedblätter hervor. Bei verschiedenen Liedern, die sich echt super anhörten, wurde der Abend beendet.
Im Laufe der restlichen Woche reparierten wir den Autositz, retteten Bernd’s Klangspiel, holten Holz, haben gestrichen, gefüttert, sind gewandert und haben es tatsächlich geschafft, am letzten Tag unserer zwei Wochen die vier neuen Schildkrötengehege fertig zu stellen. Sie müssen noch gestrichen werden, aber es kommen hoffentlich noch viele Helfer nach uns. Mark war am Freitag mit auf Exkursion und Börnd und ich beendeten also die Schildkrötengehege. Danach schnell unter die warme Dusche und dann wollten wir uns schon auf den Weg zu Despina machen, wo wir uns mit den Exkursionsteilnehmern und Bernd zu einem Abschlussessen verabredet hatten. Wir wollten extra ein bisschen früher los, um noch einmal am Meer entlang zu spazieren. Daraus wurde leider nichts. Als Börnd aus der Einfahrt der Station fuhr bemerkte ich, dass er einen Platten hinten links hatte. Also mitten auf dem Weg den Wagen hochgebockt, Notrad aufmontiert und dann erst zu Despina. Ich glaube, wir kamen genau richtig. Aus unserem großzügigen Zeitfenster war eine einfache Pünktlichkeit geworden… Naja, macht ja nichts.
Am nächsten Morgen wurde früh gefrühstückt. Danach die Koffer wieder zusammen gepackt. Bernd fuhr uns an den Flughafen nach Thessaloniki und bei der Verabschiedung meinte Mark ganz einfach zu Bernd: „Bis nächstes Jahr!“
Muss ich dazu noch was schreiben? Ich glaube, dieser eine Satz sagt aus, was wir alle drei verspürt haben.
Schade, dass unsere Zeit bei Bernd auch in diesem Jahr wieder so schnell vorbei war. Er ist ein herzensguter Mensch, mit dem man super erzählen, lachen, Schildkröten suchen, Schlangen beobachten, Mah Jongg spielen, musizieren oder einfach nur die Stille genießen kann…
Ich kann jedem nur empfehlen, an den Exkursionen teilzunehmen, oder sich selbst mal dort als Helfer zu melden. Ein bisschen „abenteuerlustig“ sollte man sein. Bernd hat auf seiner Station nur so viel Strom, wie die Sonne und die Solarzellen liefern. Er hat fließendes Wasser, was direkt vom Olymp kommt. Gekocht wird fast ganzjährig in der Freiluftküche.
Wenn jemand Fragen hat, kann man mich gerne anschreiben. Einfach eine PN senden…
Viele Grüße Viola
Vielen Dank an Viola und Bernd Pitzer, Leiter “O AETOS – Die Schildkröten-Schutzstation in Griechenland” für die Genehmigung zur Veröffentlichung des Reiseberichtes.