Als jemand, der Natur liebt und mit Begeisterung Landschildkröten pflegt, weiß ich, wie wichtig ein gesundes Ökosystem ist. Es ist echt faszinierend, die Pflanzen in unserem Garten zu beobachten, weil sie uns viel über die Beschaffenheit des Bodens verraten können. Dieser Artikel ist gedacht, um dir einen ersten Überblick zu geben. Er erklärt, was Indikatorpflanzen sind und warum sie für unsere Umwelt so wichtig sind.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Zeigerpflanzen?
Zeigerpflanzen sind Pflanzenarten, die aufgrund ihrer spezifischen Ansprüche an ihren Lebensraum und ihrer Toleranz gegenüber Umweltfaktoren wie Bodenbeschaffenheit, Feuchtigkeit oder pH-Wert Hinweise auf die Eigenschaften eines Standortes geben können.
Sie dienen damit als natürliche Indikatoren für bestimmte ökologische Bedingungen. So kann das Vorkommen bestimmter Zeigerpflanzen auf nährstoffreiche oder -arme Böden, auf saure oder basische Verhältnisse oder auf regelmäßige Überflutungen hindeuten. Ökologen und Landwirte nutzen das Wissen über Zeigerpflanzen, um Rückschlüsse auf die Qualität und den Zustand von Ökosystemen zu ziehen und entsprechende Bewirtschaftungsmaßnahmen anzupassen. Auch wir als Schildkrötenhalter können anhand der Indikatorpflanzen Rückschlüsse auf die Bodenbeschaffenheit ziehen und dementsprechend reagieren.
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Sandboden: Leicht und durchlässig
Sandböden sind in der Regel Böden, die eine geringe Menge an Nährstoffen aufweisen und dazu neigen, trocken zu sein. Sie haben jedoch den Vorteil, dass sie sich im Frühjahr schnell erwärmen. Aufgrund ihrer lockeren Struktur sind sie leicht zu bearbeiten, allerdings haben sie die Eigenschaft, Wasser nur schlecht speichern zu können. Dies bedeutet, dass sie bei starken Niederschlägen dazu neigen, das Wasser schnell abfließen zu lassen, anstatt es in ihren Schichten zu speichern.
Typische Zeigerpflanzen für Sandboden:
- Silbergras (Corynephorus canescens)
- Sand-Thymian (Thymus serpyllum)
- Dünen-Schmiele (Deschampsia flexuosa)
- Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium)
- Heide-Nelke (Dianthus deltoides)
- Sand-Birke (Betula pendula)
- Besenheide (Calluna vulgaris)
- Acker-Hornkraut (Cerastium arvense)
- Feld-Thymian (Thymus pulegioides)
- Zierliche Glockenblume (Campanula cochleariifolia)
- Sand-Radmelde (Bassia scoparia)
- Sand-Mohn (Papaver argemone)
- Strandhafer (Ammophila arenaria)
- Sandsegge (Carex arenaria)
- Ackersenf (Sinapis arvensis)
PH-Werte: pH 5,5 bis 6,5
Lehmboden: Schwer und nährstoffreich
Lehmböden sind bekannt für ihre hohe Fruchtbarkeit und ihre Fähigkeit, Wasser und Nährstoffe effizient zu speichern. Trotz ihrer Vorzüge können sie jedoch manchmal schwierig zu bearbeiten sein aufgrund ihrer Konsistenz. Zudem neigen die schwere Böden aufgrund ihrer natürlichen Verdichtung dazu, Staunässe zu begünstigen. Einen Stickstoffreichen Boden ist an Pflanzen wie z.B. Brennnessel, Franzosenkraut, und Vogelmiere zu erkennen. Stickstoff ist unverzichtbar für das Wachstum aller Pflanzen. Ein Überschuss kann jedoch zu übermäßigem Wachstum führen, das die Gewebestruktur schwächen und die Pflanzen anfälliger für Schädlinge machen kann.
Typische Zeigerpflanzen für Lehmboden:
- Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
- Breitwegerich ( Plantago major)
- Große Brennnessel (Urtica dioica)
- Giersch (Aegopodium podagraria)
- Kletten-Labkraut (Galium aparine)
- Wiesen-Knöterich (Polygonum bistorta)
- Echte Kamille (Matricaria chamomilla)
- Schafgarbe (Achillea millefolium)
- Gewöhnlicher Beinwell (Symphytum officinale)
- Scharbockskraut (Ficaria verna)
- Gundelrebe (Glechoma hederacea)
- Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis)
- Große Brenndolde (Cnidium silaifolium)
- Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)
- Ackerwinde (Convolvulus arvensis)
- Wilde Möhre (Daucus carota)
- Gewöhnlicher Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia)
- Franzosenkraut (Galinsoga parviflora)
- Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media)
- Hirtentäschel (Capsella)
PH-Werte: pH 6,5 bis 7,5
Tonboden: Speichert Wasser und Nährstoffe
Tonböden sind aufgrund ihrer dichten Struktur und ihrer Schwierigkeit bei der Bearbeitung oft eine Herausforderung für Gärtner. Es kann schwierig sein, in solchen Böden zu graben oder Pflanzen zu setzen, da sie dazu neigen, sich mit Wasser zu sättigen und zu Staunässe zu führen. Allerdings gibt es auch einen positiven Aspekt: Tonböden sind sehr nährstoffreich. Dies bedeutet, dass sie eine Fülle von Nährstoffen enthalten, die für das Pflanzenwachstum wichtig sind.
Typische Zeigerpflanzen für Tonboden:
- Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens)
- Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris)
- Wiesen-Klee (Trifolium pratense)
- Flatter-Binse (Juncus effusus)
- Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre)
- Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea)
- Wiesen-Labkraut (Galium mollugo)
- Zaun-Wicke (Vicia sepium)
- Schwarz-Erle (Alnus glutinosa)
- Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris)
- Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea)
- Wasser-Minze (Mentha aquatica)
- Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris)
- Kohldistel (Cirsium oleraceum)
- Moor-Labkraut (Galium uliginosum)
- Huflattich (Tussilago-Opa)
- Ackerminze (Mentha arvensis)
- Acker-Schachtelhalm ( (Equisetum arvense)
PH-Werte: pH 6,5 bis 8,0
Kalkboden: Basisch und trockenheitsanfällig
Kalkreiche Böden stellen aufgrund ihrer trockenen Beschaffenheit und ihres basischen Charakters besondere Ansprüche an die Pflanzenauswahl. Sie enthalten einen hohen Anteil Kalkstein, was zur Folge hat, dass Wasser schlecht gespeichert wird, was wiederum zu Trockenheit führt und somit das Pflanzenwachstum begrenzen kann. Der erhöhte pH-Wert dieser Böden wirkt sich ebenfalls negativ auf viele Pflanzen aus, die eher leicht saure Bodenverhältnisse bevorzugen, da einige Nährstoffe unter alkalischen Bedingungen schlechter aufgenommen werden können. Es ist daher ratsam, Pflanzen zu wählen, die an die Gegebenheiten kalkhaltiger Böden angepasst sind. Trotzdem gibt es Arten, die auch unter diesen Bedingungen gedeihen können.
Für die Haltung von europäischen Landschildkröten sind kalkhaltige Böden oft vorteilhaft, da sie ein Umfeld schaffen, das dem natürlichen Lebensraum vieler Schildkrötenarten ähnlich ist. Kalkhaltige Böden unterstützen die Regulierung des pH-Wertes im Verdauungssystem der Schildkröten und fördern die Aufnahme von Kalzium, welches unerlässlich für den Aufbau eines starken Panzers ist. Zusätzlich spiegelt dieser Boden die natürlichen Bedingungen wider, unter denen viele Schildkrötenarten in freier Wildbahn leben und erfolgreich gedeihen.
Typische Zeigerpflanzen für Kalkboden:
- Wiesensalbei (Salvia pratensis)
- Echte Schlüsselblume (Primula veris)
- Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea)
- Gewöhnlicher Fransenenzian (Gentianopsis ciliata)
- Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis)
- Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa)
- Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor)
- Großer Ehrenpreis (Veronica teucrium)
- Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia)
- Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense)
- Silberdistel (Carlina acaulis)
- Berg-Flockenblume (Centaurea montana)
- Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella)
- Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus)
- Kalk-Hahnenfuß (Ranunculus calcareus)
PH-Werte: pH über 7,5
Saurer Boden: Säureliebend und herausfordernd
Böden, die reich an organischen Materialien sind, können in manchen Gebieten durch sauren Regen beeinträchtigt werden. Durch den niedrigen pH-Wert enthalten sie nur wenige basische Kationen wie Calcium und Magnesium, die für das Pflanzenwachstum wichtig sind. Dies kann die Nährstoffverfügbarkeit und das Wachstum von Pflanzen beeinflussen.
Pflanzen, die auf solchen Böden gedeihen, müssen sich an diese speziellen Bedingungen anpassen und entwickeln oft spezialisierte Mechanismen, um mit diesem Gartenboden umzugehen. Es kann notwendig sein, den pH-Wert des Bodens durch Maßnahmen wie Kalkung zu erhöhen, um das Pflanzenwachstum zu fördern. Daher ist es wichtig, den pH-Wert und die spezifischen Eigenschaften eines sauren Bodens in der Landwirtschaft und Gartenarbeit zu berücksichtigen.
Typische Zeigerpflanzen für sauren Boden:
- Heidelbeere (Vaccinium myrtillus)
- Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea)
- Rauschbeere (Vaccinium uliginosum)
- Rhododendron-Arten (Rhododendron spp.)
- Moorbirke (Betula pubescens)
- Flechten und Moose (verschiedene Arten)
- Fingerkraut-Arten (Potentilla spp.)
- Sauerklee (Oxalis acetosella)
- Gemeine Fichte (Picea abies)
- Besenheide (Calluna vulgaris)
- Waldsauerklee (Oxalis acetosella)
- Gewöhnliche Erikabohne (Erica tetralix)
- Sumpfporst (Ledum palustre)
- Grande Heidelbeere (Vaccinium macrocarpon)
- Gemeiner Wacholder (Juniperus communis)
- Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa)
PH-Werte: Typischerweise unter 5,5
Boden-Fingerprobe
Im Hinblick auf ein naturnahes Schildkrötengehege ist die Auswahl einer geeigneten Bodenart von großer Bedeutung. Zur Bestimmung der Bodenbeschaffenheit im eigenen Garten bietet neben den Zeigerpflanzen die sogenannte Fingerprobe an, um die Textur und Plastizität des Erdreichs zu beurteilen:
- Sandiger Boden zeichnet sich durch seine grobkörnige Struktur aus. Er ist nicht formbar, fühlt sich rau an und hinterlässt keine Rückstände an den Fingern.
- Leichter Boden weist eine feinere Körnung auf als sandiger Boden. Er ist schwerer zu kneten und haftet nur minimal an den Fingern.
- Lehmiger Boden ist erkennbar an seiner Fähigkeit, unter Druck geformt zu werden. Beim Ausrollen neigt er jedoch zur Rissbildung. Diese Bodenart hat eine gute Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit.
- Toniger Boden (auch als schwerer Boden bezeichnet) lässt sich ausgezeichnet modellieren und ausrollen, wobei er deutliche Spuren an den Fingern hinterlässt. Obwohl er eine hohe Wasseraufnahme aufweist, ist seine Durchlässigkeit gering, was zu Staunässe oder Überschwemmungen bei starken Regenfällen führen kann.
Eine einfache Methode, um kalkhaltigen Boden zu identifizieren, besteht darin, ein paar Tropfen Essigessenz auf eine Probe des Bodens zu geben; zeigt sich ein Schäumen oder Sprudeln, weist dies auf Kalk im Boden hin.
Natürlich kann man für genauere Ergebnisse die Bodenbeschaffenheit mit entsprechenden im Handel erhältlichen Tests (pH-Testkit, pH-Messgerät) den Wert innerhalb weniger Augenblicke selbst bestimmen oder für genauere bzw. umfangreichere Ergebnisse ein entsprechendes Labor beauftragen.
Fazit:
Durch die Kenntnis verschiedener Zeigerpflanzen ist es möglich, das Gehege für Schildkröten sehr spezifisch zu planen und mit einer Auswahl an geeigneten Pflanzen zu versehen, die nicht nur das Wohlbefinden der Tiere fördern, sondern auch eine natürliche Umgebung schaffen.
Darüber hinaus ermöglicht dieses Wissen, die Ernährung der Schildkröten optimal zu unterstützen, indem man Futterpflanzen auswählt und pflanzt, die den speziellen Anforderungen des Bodens entsprechen und somit zur Gesundheit und Vitalität der Schildkröten beitragen.
Quellen:
www.plantura.garden
wikipedia.org