Arbeiten im und am Schildkrötengehege-Monat Oktober

Der Herbst hält Einzug und auch unsere Griechische Landschildkröten verbringen mehr Zeit im warmen Frühbeet bzw. Schildkrötenhaus als im Freigehege.

Aber bei wärmeren Temperaturen gehen einige Tiere noch ins Freigehege und genießen die Sonnenstrahlen. Auch wenn Mitte Oktober einige Tiere inaktiver werden und sich ins die Überwinterungsgrube zurück ziehen, sind sie noch nicht am starren! Dies gehört alles noch zur Vorbereitung. Erst wenn die Temperaturen tagsüber dauerhaft bei ca. 5 Grad liegen (ca. Ende November-Anfang Dezember) geht es dann in die Kältestarre. Das war vor Jahren, als unsere Tiere noch im Kühlschrank ihre Starrre hielten , der Zeitpunkt zur Überführung in den Kühlschrank.

Jetzt ist Zeit für die eine oder andere Arbeiten im und am Schildkrötengehege.

Unsere Nachbar hat ein paar schöne große Ahornbäume direkt an der Grundstückgrenze. Im Sommer ist das eigentlich ganz angenehm, da in der Mittagszeit kühlender Schatten auf unsere Seite (und damit auch ins Gehege) fällt.

Maulbeerbaum
Maulbeerbaum-neu gepflanzt in der Futterwiese

Im Herbst, wenn sich das Laub verabschiedet, fällt dafür ne schöne Menge davon ins Gehege. Hier bin ich dann ein, zwei Tage die Woche das Laub am entfernen. Gleichzeitig werden dann noch die Gehegepflanzen etwas ausgelichtet bzw. zurückgeschnitten.

Die Zeit wird dann auch noch genutzt, um neue Gehegepflanzen zu setzten bzw. auszutauschen. Auf Empfehlung zweier Schildkrötenprofis habe ich mir u.a. noch einen Maulbeerbaum* zugelegt. Die Blätter sollen wohl gerne von europäischen Landschildkröten gefressen werden.

Naja…wir werden es sehen. Falls nicht, dient der Busch als Schattenspender und die Früchte gehen an mich.

Gehege verkleinern

Unsere beiden Gehege haben eine Gesamtgröße von ca.115 qm. Beide Gehege haben jeweils eine eigene Futterwiese, die ich bei Bedarf immer abtrennen kann. Vor unserem Umbau mit Kalkschotter hatte ich das große Gehege im Herbst mit Brettern verkleinert. In dem verkleinerten Gehege brauchte ich weniger Zeit um die Tiere unter den Grasbüscheln oder Wurzeln zu finden.

Durch die damals noch viele Grasflächen ging die Suche im großen Gehege manchmal stundenlang. Zwar gehen die meisten Tiere von selbst ins Frühbeet/Schildkrötenhaus, doch es gibt ja immer welche, die meinen,  im Freigehege übernachten zu müssen. Da wir aber direkt am Wald wohnen und Nachts einiges durch die Gegend zieht, müssen auch alle Tiere abends in ihren Frühbeeten drin sein.

Durch die Abtrennung im Herbst hatten die Tiere nicht mehr so viel Fläche um sich zu verstecken und so war es dann ein einfaches diese zu finden (weil die meisten auch noch immer ihren Lieblingsplatz haben).

Nach dem Umbau bzw. Aufwertung mit Kalkschotter Anfang 2020 ist das eigentliche Gehege von Grasflächen fast frei. Nur noch die Futterwiesen sind mit Gras bedeckt. Jetzt im Herbst wird dieser Teil geschlossen und die Tiere verstecken sich (wenn sie sie noch draußen sind) unter den Gehegepflanzen und sind so wesentlich leichter zu finden sind.

Gehege kalken

Der Herbst ist auch die Zeit zum Aussäen. Diverse Samen verschiedener Wildkräuter hatte ich bestellt und in den Futterwiesen großzügig ausgesät. Dies habe ich gleichzeitig mit dem Kalken der Futterwiesen gemacht. Einen halben Eimer Dolomitkalk mit den Samen vermischt und dann verteilt. Durch das Beimischen von Dolomitkalk (oder Sand, Muttererde) fliegen einem die Samen nicht um die Ohren und die Streuung wird wesentlich effektiver.

Ich kalke unsere Gehege schon seit Jahren im Frühjahr und im Herbst. Nachdem ich die Gehege (ohne Futterwiesen) komplett mit 12 Tonne Kalkschotter aufgewertet hatte, muss ich dort nicht mehr kalken. Denke, da liegt für die nächste Zeit genügend Kalk, das die Pflanzen aufnehmen können bzw. den Boden alkalischer macht.

Wozu Gehege kalken?

Viele Wildkräuter bevorzugen einen Boden mit einem alkalischen PH-Wert zwischen 6.5 und 7,5. Um nun herauszufinden, welcher PH-Wert der eigene Gartenboden hat, kann man eine Bodenprobe bei einer Gärtnerei untersuchen lassen oder selbst mit Hilfe eines Indikationspapier ermitteln.
Dabei nimmt man einfach 100 Gramm einer Bodenprobe des Geheges und vermischt dieses mit 100 ml destillierten Wassers (Wichtig ist destilliertes Wasser zu nehmen, damit keine verfälschte Ergebnisse durch Benutzung von kalkhaltigem Leitungswasser entstehen!).

Nach ca. 10 Minuten warten dann das Indikationspapier in die Flüssigkeit tauchen und den PH-Wert anhand der Verfärbung des Teststreifens ablesen.

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Bei einem sauren Boden wird dieser mit reichlich Kalksand (Dolomitkalk) aufgewertet um den PH-Wert zu steigern bzw. den Boden vor Übersäuerung zu schützen. Hier heißt es: je mehr umso besser! Für die Tiere ist Dolomitkalk auch völlig unbedenklich! (Wichtig: Kein Brandkalk verwenden!!)

Wird das Gehege gekalkt, macht man dies am besten kurz vor einem Regenschauer. So rennen einem die Tiere nicht über die Füße und der Kalk kann mit dem Regen in den Boden eingeschlämmt werden.

Zeigerpflanzen

Ein Hinweis auf die Bodenbeschaffenheit sind sogenannte Zeigerpflanzen (mehr dazu in der Testudowelt). Diese Pflanzen haben hohe Ansprüche an den Untergrund und können nur auf bestimmte Böden wachsen. Werden diese Merkmale verändert (z.B. durch regelmäßiges und intensives kalken) verkümmern die Pflanzen und wachsen nicht weiter.

Typische Zeigerpflanzen für saurer Böden sind:

  • Farne
  • Sauerampfer
  • Moos
  • Sauerklee
  • Gänseblümchen
  • Heidekraut
  • Ackerminze

Vor allem Moos möchte man im Gehege nicht unbedingt sehen.
Zeigerpflanzen kommen meist in Gruppen vor. Deshalb muss nicht zwingend davon ausgegangen werden, dass bei einer einzelnen wachsenden genannten Pflanzen ein saurer Boden vorhanden ist.

Schaltzeiten Wärmelampen verringern

Von Woche zu Woche werden bei uns die Brenndauer der Wärmelampen in den Frühbeeten und Schildkrötenhaus verringert. Im Sommer schalten die Thermozeitschaltuhren (wir benutzen den Inkbird 306 und den Thermotimer* von Dostmann) morgens um 8 Uhr ein und Abends um 19 Uhr aus. Jetzt wird jede Woche eine Stunde verringert, bis um 15 Uhr alle Lampen aus gehen.

Optische Kontrolle

Bevor die Tiere in die Starre gehen, werden sie nochmals von mir einer optischen Gesundheitskontrolle unterzogen:

Arbeiten im Schildkrötengehege (1)
Schildkrötengehege Mitte Oktober
  • Sind die Augen klar und frei von Schwellungen und Entzündungen?
  • Keine laufenden Nasen (Mykoplasmen)
  • Ist der Panzer fest und zeigt keine Risse oder sogar offene Stellen?
  • Keine Entzündungen im Maul und keinen Belag auf der Zunge
  • Keine Entzündungen oder Schwellungen an den Beinen. Die Tiere sollten ohne Probleme gehen können.
  • Die Kloake sollte sauber sein (kein übelriechender Ausfluß oder Kot)

Wenn alles in Ordnung ist, lasse ich die Tiere in ihre verdiente Ruhephase gehen. Aber bisher war in all den Jahren alles in Ordnung. Selbstverständlich starren unsere Nachzuchten genauso so lange, wie die adulten Tiere! Sollte ein Tier Beschwerden oder Auffälligkeiten zeigen, bitte einen schildkrötenerfahrenen Tierarzt vorstellen. Nur gesunde Tiere dürfen in die Winterstarre!

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