Jetzt im Oktober geht es bei unseren europäischen Landschildkröten ruhiger zu. Einige haben sich bereits vergraben oder sind bei schönem Wetter teilweise sogar noch unterwegs.
Bei sinkenden Temperaturen starten aber langsam die Vorbereitungen zur Winterstarre und auch für Halter europäischer Landschildkröten beginnt eine etwas ruhigere Zeit.
In dieser Ausgabe meiner kleinen Serie “Nachgefragt” gibt uns Lisi sehr schöne Einblicke in ihre Haltung und berichtet, wie solch ein Winter für sie das bisher schlimmste Erlebnis ihrer bisherigen Schildkrötenhaltung darstellte.
Vielen Dank Lisi für deine offenen Worte!
Frage 1:
Welche Schildkrötenart hältst du? Und seit wann?
Maurische Landschildkröten, Testudo graeca ibera, seit 2017, vorher THB von 2006 bis 2016
Frage 2
Wie hieß deine erste Schildkröte?
David und Goliath
Frage 3
Wie hältst du eure Schildkröten und welche Technik benutzt du?
Unsere Tiere leben in einer ca. 50qm großen Selbstversorgeranlage. Wir haben 2 Alltopfrühbeete mit Wärmelämpen und Elsteinstrahler. Die Anlage wird 2022 erweitert.
Außerdem sind Messgeräte für Temperatur und Luftfeuchtigkeit in den Frühbeeten drinnen. Im Winter ist ein Thermotimer mit Frostwächter in Betrieb.
Frage 4
Welche Wildkräuter fressen deine Tiere am liebsten?
Unsere Tiere sind Allesfresser an Wildkräuter. Ganz oben im Kurs stehen immer Wegericharten, Malve, Gänsedistel und Löwenzahn. Heuer haben sie ganz untypischerweise Storchschnabel, Schafgarbe und Beinwell gefressen.
Frage 5
Was waren die dramatischsten bzw. schlimmsten Erlebnisse mit deinen Schildkröten?
Im Winter 2016 hatte ich eine persönliche Lebenskrise, alles andere rückte in den Hintergrund. Ich habe den Zeitpunkt verpasst meine beiden THB artgerecht und geschützt einzuwintern.
Sie haben sich in der damaligen Anlage draußen vergraben. Jede Suche blieb erfolglos.
Leider war es, ein für unsere Verhältnisse, sehr kalter Winter mit bis minus 10 Grad.Im Frühjahr habe ich alles umgegraben und sie endlich gefunden. Sie waren beide tot. Seitdem reagiere ich etwas empfindlich, wenn Menschen tönen sie lassen die Tiere einfach irgendwo im Garten vergraben starren. „Machen sie in der Natur auch so“, ein Satz, der mir Gänsehaut bereitet.
Frage 6
Was waren deine schönsten Erlebnisse mit den Panzerträgern?
Ich nenne sie immer liebevoll „meine Burn Out Prophylaxe“ Ich liebe es, nach stressigen Diensten im Spital einfach nur in der Anlage zu sitzen, Kaffee in der Hand und den Tieren bei ihrer Alltagsroutine zu zusehen.
Außerdem ist jedes Frühjahr aufs neue aufregend wenn die erste nach der Starre wieder an die Oberfläche kommt.
Frage 7
Hast oder hattest du Krankheitsfälle/Verletzungen bei deine Tieren und was hast du getan/tust du?
Nein Gott sei dank noch nicht. Außer mal ein positiver Parasitenbefund oder eine abgegangene Schuppe. Nichts gravierendes.
Frage 8
Wer kümmert sich um deine Tiere, wenn du in Urlaub fährst?
Meistens meine Eltern, die nebenan wohnen.
Frage 9
In ein, zwei Sätzen: Was würdest du Anfängern raten?
Zuerst Lesen, Lernen, Bauen….. dann anschaffen!
Frage 10
Hattest du mal die Möglichkeit, Schildkröten in ihrem natürlichem Lebensraum zu beobachten?
Ich habe es in jedem Kroatienurlaub versucht, aber die Natur meinte „ich habe heuer leider keine Schildkröte für dich“
Frage 11
Was fasziniert dich so an diesen urzeitlichen Tieren?
Die Ruhe, die sie ausstrahlen. Die Beständigkeit.
Danke Lisi für das Interview!
Antworttexte und Gehegebilder: Lisi Taferner
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