Schildkröten in Griechenland-Eine Exkursion am Fuße des Olymps-Teil 2

Am nächsten Tag ging es dann auf den Antennenberg. Der “Antennenberg” nennt sich “Antennenberg”, weil dort oben auf dem Berg nun mal eine Antenne steht.
Habe sogar ich kapiert.

Doch vorher ging es in das kleine Städtchen Leptokarya. Der Ort mit ca. 3700 Einwohner liegt am Fuße des Olymps und der Sandstrand wird schon seit Jahren mit der europäischen blauen Flagge ausgezeichnet. Ein beliebtes Urlaubsziel während der Saison und für uns an diesem Tage ein Ausflugsziel zum hiesigen Markt.

Nachdem wir uns dort etwas durchgeschlemmt hatten um für den „Berganstieg“ gerüstet zu sein, ging es dann nach der Stärkung schon los.

Antennenberg

Bis auf Daniela zog die Karawane anschließend Richtung Tempe-Tal hinauf zum Antennenberg.
Daniela war schon mal dort, hatte wohl schon eine Vorahnung und verabschiedete sich von uns, da sie die ehemalige Schildkrötenschutzstation besuchten wollte. Dazu aber gleich mehr.
In der Region um den Antennenberg sollen Breitrandschildkröten (Testudo margianta) unterwegs sein und um eines vorweg zu nehmen: Diese Gegend war für uns, was Schildkröten betrifft, nicht so erfolgreich. Aber der Reihe nach.
Während die Belegschaft im Tourbus auf den befestigten Straßen immer wieder fröhlich ein Lied anstimmte, (obwohl ich bis heute nicht verstanden habe, warum der ganze Bus immer Pippi musste!) wurde es am Anstieg schon etwas leiser.

Grund war der Feldweg, der sich um den Berg schlängelte. Während Eli sich vorne mit Bettina unterhielt und seinen Worten mit wild fuchtelnden Armen zusätzlich Ausdruck verlieh, blickte der Rest ängstlich und bibbernd dem nahenden Abgrund herunter. Plötzlich musste auch keiner mehr Pippi! (Oder hat es heimlich gemacht!?)

Zwischenstopp am Antennenberg
Zwischenstopp am Antennenberg

Bei einem Zwischenstopp durften wir dann aber wieder diesen atemberaubenden Ausblick genießen. Leider geben die Bilder nicht das her, wie es tatsächlich war. Aber hier war, im Gegensatz zum Lebensraum am Strand, die Vegetation vielfältiger und im Gegensatz zu unseren Breitengraden schon reichlich am blühen.
Leider fanden wir an der ersten Stelle keine Schildkröten. Doch Eli wäre nicht Eli, wenn er uns dafür nicht  Wissenswertes und Interessantes über die weitere Flora und Fauna erzählen bzw. zeigen würde.

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Eine Breitrandschildkröte ( Testudo marginata)

Er drehte den einen oder anderen Stein um und suchte was bestimmtes. Dann unter dem zweiten oder dritten  Stein lief dann das gesuchte Objekt umher.
Ein europäischer Riesenläufer (Scolopendra cingulata) oder auch Mittelmeerskolopender hatte Eli entdeckt. Diese im gesamten Mittelmeer verbreitete Art der Hundertfüßler ist giftig und greift bei Bedrohung an!
Er besitzt aber, im Gegensatz zu anderen Arten, für einen erwachsen Menschen ein nicht lebensgefährliches Gift. Trotz allem sollte man besser genügend Abstand halten, da ein Biss äußerst unangenehm und schmerzhaft sein kann.

Europäischer Riesenläufer (Scolopendra cingulata)
Europäischer Riesenläufer (Scolopendra cingulata)

Nach dem Biologie-Referat von Eli zogen wir der Berg weiter rauf und hofften dort auf Schildkrötenfunde.
Oben angekommen, schwärmten alle aus auf der Suche nach zumindest einem Tier.
Und nach einigen Minuten war es dann unsere Kleine Bine aus dem fast genauso kleinen Saarland, die die erlösende Worte in den griechischen Himmel schrie!
„Eine Schildkröte!“

Und da saß sie.
Ein sehr schönes Breitrand-Weibchen mit einer ungewöhnlichen Färbung! Die von uns nach ihrem Finder gerufenen und so getaufte „Maggi-Natta“ (eine saarländische Kombination aus dem Grundnahrungsmittel der Saarländer -“Maggi “und dem schneller gesprochenen „Natta“ (Statt „nata)). Die Breitrandschildkröte ist die größte Landschildkrötenart innerhalb der Gattung Testudo und dieses war ein Prachtexemplar!

Landschildkröten in Griechenland-Testudo marginata
Breitrandschildkröte (Testudo marginata)

Das Weibchen war ziemlich gechillt und es interessierte sie kaum, das sich plötzlich so viele Zweibeiner um sie versammelte und gefühlte 20000 Fotos machten.
Es blieb leider die einzige Schildkrötensichtung, aber der Ausblick und die Landschaft entschädigte uns zumindest teilweise.

Wie oben schon erwähnt, hatte Daniela eine Vorahnung, dass es mit Schildkrötensichtungen auf dem Berg schwierig sein würde, und wanderte stattdessen zur ehemaligen Schildkrötenschutzstation O-Aetos.
Hier nun ihre Eindrücke:

Ehemalige Schildkrötenschutzstation O-Aetos

Am 3.Tag fuhren wir erstmal nach Leptokarya, denn dort ist dienstags immer Markttag. Voll gepackt mit Obst und Leckereien aus der Konditorei fuhren wir zurück nach Skotina. Es war später Vormittag und alle wollten zum Antennenberg, denn dort sollte es Marginatas (Breitrandschildkröten) geben. Dort hat Bernd Pitzer die geheilten Schildkröten wieder in die Freiheit entlassen. Bernd hat lange Jahre in den Olivenhainen von Skotina ein Grundstück mit Haus gehabt und verletzte Schildkröten gesund gepflegt.

Die meisten Schildkröten hatten Paarungsverletzungen und auch Schildkröten mit anderen Verletzungen waren oft sehr lange auf der Station und wurden von Bernd und Saisonhelfern liebevoll gepflegt. 2014 war ich selbst für 4 Wochen bei Bernd und habe eine erholsame und wunderschöne Zeit dort gehabt.

2015 war ich im Sommer noch einmal für 3 Wochen dort. Vor 4 Jahren machte Bernd aufgrund seines Alters Schluss mit der Arbeit und verkaufte das Grundstück. Eli, unser Guide, kannte den Käufer. Ich war seit 2015 nicht mehr auf der Station. Ich wollte sie gern noch einmal wiedersehen. Also beschloss ich dorthin zu wandern.

Erinnerungen wurden wach

Von Skotina Beach ist man ne gute Stunde bis zur Station unterwegs. Das Wetter war einfach herrlich. Die Sonne schien und es waren über 25 Grad. Auf dem Weg, der durch die Olivenhaine führte, raschelte es öfters mal.
Beim genaueren Hinsehen, war es meistens eine Schildkröte, die gerade am Fressen war. In den Hainen gab es herrliches Grünfutter. Oben angekommen wurde ich freundlich von dem neuen Besitzer begrüßt und wir unterhielten uns über Bernd und über die Veränderungen auf dem Grundstück. Am Haus war alles noch so wie ich es kannte.

Erinnerungen wurden wach und ich durfte durch das ganze riesige Grundstück schlendern und war einfach nur glücklich. Ich erinnerte mich an die vielen Tiere, die ich dort oft beobachtet habe. Schafe, Hühner… die nun nicht mehr da sind. Frösche, Smaragdeidechsen, große und kleine, Geckos und natürlich Schildkröten.

Am Teich saß, wie vor 8 Jahren, eine wunderschöne Smaragdeidechse und sonnte sich auf einem Stück Holz. Nach einer Stunde verabschiedete ich mich und machte mich auf den Weg zurück nach Skotina Beach. Auf dem Weg raschelte es wieder. Aber diesmal waren es die Eidechsen die ab Mittag in der Sonne hocken und sich aufwärmen. Die Schildkröten sind ja bei den hohen Temperaturen um diese Zeit eher an schattigen, gut versteckten Plätzchen zwischen den Sträuchern.

Im Hotel angekommen, hab ich mich mit einem Kaffee auf den Balkon gesetzt und auf das Meer geschaut. In Gedanken war ich immer noch auf der Station. Es war ein schöner Ausflug mit vielen Erinnerungen und neuen Eindrücken. Wenig später kamen die Antennenbergausflügler zurück und erzählten mir, dass sie gerade mal 2 oder 3 Schildkröten gefunden haben. Da hatte ich auf meinem Weg mehr Glück 😆.

Wir hatten am Antennenberg zwar nicht soooo viele Schildkröten gefunden, dafür aber ein sehr ungewöhnlich gezeichnetes Breitrand-Weibchen und eine wunderschöne Landschaft mit herrlichem Ausblick.
Die Reise in ein anderes Schildkrötenhabitat führte uns dann in den Olymp.

Der Olymp

Das höchste Gebirge Griechenlands und in der griechischen Mythologie der Wohnort der Götter.
Die wollten wir dort aber nicht aufsuchen, sondern unser Ziel waren wieder Schildkröten und die dortige Pflanzenwelt.

Landschildkröten in Griechenland
Bei dieser etwas längeren Fahrt bzw. Ausflug waren Danielle, der kleine Toni und Anne nicht an Bord. So quetschte sich Thorsten zwischen uns und Eli nahm die Fahrt mit seinem Bus auf.

Durch Berge und Täler ging die abwechslungsreiche Fahrt und es war fast immer wieder Eli, der aus dem Bus heraus Schildkröten entdeckte. Natürlich hielten wir bei jeder Sichtung an und dokumentierten unsere Funde auf Handy oder Kamera. Dabei suchten wir um die Fundstelle die Gegend weiter ab und fanden weitere Schildkröten, verschiedene Futterpflanzen oder andere Reptilien.

Es ging auf 1300 Meter Höhe

So entdeckten wir an einem Standort ein schönes Breitrandschildkrötenweibchen und nur wenige Meter entfernt ein Schlüpfling der griechischen Landschildkröte.

Die Straße schlängelte sich immer mehr nach oben und schließlich gelangten wir an unseren Endpunkt auf ca. 1300 Meter Höhe.
Leider fanden wir trotz intensiver Suche keine Schildkröten an dieser Stelle, aber auf dieser Höhe eine andere Reptilienart.
Eine Mauereidechse ( Podarcis muralis) sonnte sich auf den aufgewärmten Steinen und so konnte ich noch schnell ein Foto schießen, bevor sich die Eidechse in die Spalten verzog (Eine Spalteneidechse?!🤔).

Der Ausblick war wieder sensationell und so wurden noch das eine oder andere Bild gemacht. Auf dieser Höhe starten auch Gleitfallschirme zum Jungfernflug und so wurden wir dann Zeugen von zwei Starts .
Ganz ehrlich…jeder der sich das traut, bewundere ich!

Start Gleitfallschirm

Etwas Schildkrötenkot war hier die einzige „Ausbeute“ im Gelände und so ging es dann von diesem Punkt an wieder zurück. Unterwegs hielten wir noch an einer schön angelegten Raststelle an und versorgten uns mit bisserl Nahrung in flüssiger Form😀.

Eine kleine Erfrischung
Eine kleine Erfrischung

Überall Landschildkröten!-Auch auf der Straße!

Auf der anschließenden Weiterfahrt zurück ins Hotel stieg Eli zum wiederholten Male auf die Bremsen, da  zwei ausgewachsene Testudo hermanni boettgerie die Straße überquerten!
Thorsten war wie fast immer der Erste, der die Tiere erreichte und seine Fotos machte. Es ist schon beeindruckend, wie Herr Geier mit Affentempo zu den Tieren sprintet und perfekte Fotos knipst!

Da er bei diesem Ausflug in unserem Bus saß, war ich hautnah bei seinen Aktionen dabei und beschreibe das mal kurz wie das abläuft:
Wir saßen mit 8 Personen in diesem Bus. Naja, eigentlich saßen wir nur zu siebt, da die kleene Bine während der Fahrt immer stand, um aus den Fenstern zu guggen ohne das wir sie hoch heben mussten 😃.
Wenn nun Eli eine Schildkröte während der Fahrt entdeckte und bremste, schauten alle erstmal erschrocken nach vorne oder zur Seite. Während dieser kurzen Findungszeit, ging aber schon die Seitentür auf und Thorsten sprang aus dem Fahrzeug.

Mit einem kleinen Sprint und durch zwei- dreimaligem Abrollen lag Thorsten dann perfekt mit der Kamera ausgerichtet vor den Schildkröten. Dies vollzog sich in solch hohem Tempo, dass selbst die Schildkröten auf der Straße das plötzliche Hindernis nicht bemerkten und sich bisserl verdutzt ansahen.

Und für alle, die nun sich besorgt fragen:
Ja, wir haben das arme Geschöpf vorsichtig von der Straße getragen und in eines der Büsche gesetzt…..und die Schildkröten natürlich auch 😃.

So neigte sich dann der nächste Tag mit vielen Eindrücken und Entdeckungen dem Ende entgegen und hier endet Teil 2 unserer Schildkrötensafari in Griechenland. Aber es folgt ja noch ein dritter Teil🐢

Teil 1 unserer Schildkrötensafari in Griechenland

Die Gipfelstürmer
Die Gipfelstürmer:
Sylvia, Sonja, Torsten, Daniela, Bettina, Sabine und Thorsten

 

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