Unser Flachwasserbiotop wurde im Juni 2023 im Zuge der Gehegeerweiterung für unsere griechischen Landschildkröten (Testudo hermanni boettgeri) angelegt. Nach fast einem Jahr, seit der Eröffnung im September 2023, kann ich heute (Juli/2024) ein äußerst positives Fazit ziehen.
Inhaltsverzeichnis
Inspiration und Planung
Die Idee zum Bau des Feuchtbiotops kam durch die Bilder und Beschreibungen von Klaus, Sabrina und Gabi in der Facebook-Gruppe “Landschildkröten – Geschichten & Bilder aus deinem Gehege”. Ihre beeindruckenden Beispiele motivierten mich, ein ähnliches Projekt für unsere Schildkröten umzusetzen. Die Anleitung zum Bau unseres Biotops gibt es hier.
Die ersten Annäherungen im Feuchtbiotop
Unsere griechischen Landschildkröten sind von Natur aus sehr neugierig und kommen sofort angerannt, wenn ich das Gehege betrete, sei es zum Aufräumen, Grasbüscheln entfernen, Stutzen der Hecken oder Setzen neuer Pflanzen.
Kaum bin ich drin, sind sie dran!
Natürlich war es auch so, nachdem die Toren zur neuen Gehegeerweiterung geöffnet wurden. Unsere Susi ein 60-jähriges Weibchen und die neugierigste von allen, war die erste, die das neue Feuchtbiotop erkundete. Anfangs war der Respekt vor dem neuen Schwimmbecken von ca. 260×170 cm größer als die Neugierde. Die Tiere begutachteten das Becken nur vom Rand aus oder tranken daraus.
Kurz darauf begannen auch schon die Vorbereitungen zur Winterstarre und die Tiere ließen sich dann weniger an der Wasserstelle sehen.
Der Winter
Im Hunsrück können die Winter mild, aber auch sehr kalt sein, insbesondere in den Nächten. Unsere Schildkröten überwinterten sicher und ruhig in ihrer Überwinterungsgrube im Schildkrötenhaus. Das Flachwasserbiotop wuchs regelmäßig bis zur maximalen Ausdehnung an, ein Abfluss verhinderte jedoch ein Überlaufen. An den kalten Tagen und Nächten fror das Biotop vollständig zu.
Im Frühjahr, bei steigenden Temperaturen, war nur noch ein kleiner Rinnsal zu sehen. Die eingesetzten Wasserpflanzen hatten den Winter auf dem ersten Blick aber gut überstanden
Das sind:
– Seggen (Carex)
– Flatterbinse (Juncus effusus)
– Pfennigkraut (Lysimachia nummularia)
– Moos
– Zwergbinse (Juncus ensifolius)
Die Wasserlinsen (Lemna minor) waren jedoch verschwunden. Bei einem meiner täglichen Waldspaziergänge mit unserem Hund Sammy entdeckte ich in einem nahegelegenen Waldteich den Wasserstern (Callitriche), der dort im Bach wuchs. Kurzerhand nahm ich einige Ableger mit und setzte sie ins bereits aufgefüllte Feuchtbiotop.
Anders als die frei schwimmenden Wasserlinsen, wurzelt der Wasserstern im Substrat, was ich sogar besser fand. Man kann den Wasserstern aber auch in ein Biotop ohne Substrat setzen; dann schwimmt er wie die Linse frei im Gewässer. Die Vermehrung erfolgt sowohl vegetativ durch Abtrennung von Pflanzenteilen als auch durch Samen.
Frühling und Sommer
Mit steigenden Temperaturen kamen die Schildkröten langsam aus ihrer Überwinterungsgrube. Susi war wieder die erste, die sich an das Biotop herantraute, gefolgt von den anderen Tieren. Nach einigen Wochen gingen die ersten Tiere mitten ins Flachwasser (an der tiefsten Stelle ca. 12 cm) und badeten ausgiebig.
Im Mai überprüfte ich die Wasserdaten (Nitrit, Nitrat, pH), die trotz des ausgiebigen Nutzens im grünen Bereich lagen. Die Pflanzen wuchsen gut und der Wasserstern bedeckte langsam die Wasseroberfläche, was die Verdunstung verringerte.
Im Sommer (ja..ein paar schöne Tage hatten wir tatsächlich schon 😄) ist der Wasserverlust etwas höher, da neben der Verdunstung und dem ausgiebigen Trinken und Baden der Schildkröten, auch verschiedene Kleinvögel das Feuchtbiotop gerne als Rastplatz nutzen und teilweise ausgiebig darin baden. Zudem finden sich dort häufig Insekten, insbesondere Bienen, die das Biotop gerne besuchen.
Ein toller Anblick dieses Gewusel an warmen Tagen!!!
Fazit
Das Flachwasserbiotop hat sich zu 110% gelohnt! Die Schildkröten nutzen es ausgiebig und es bietet auch anderen Tieren eine willkommene Erfrischung an heißen Sommertagen. Durch die eingesetzten Pflanzen und eingewanderten Wassertiere wie der Wasserkäfer (Dytiscidae) ist ein funktionierendes, selbstreinigendes Kleinbiotop entstanden – Für uns ein weiterer Schritt zu einem naturnahen Schildkrötengehege!