Arbeiten im und am Schildkrötengehege-Monate Dezember und Januar

Da in den Wintermonaten wenig in den Freigehegen zu tun ist, habe ich die Monate Dezember und Januar zusammengefasst. In dieser Zeit bestehen die Aufgaben hauptsächlich in der regelmäßigen Kontrolle der Temperaturen.

Datenlogger zur Kontrolle

Dazu habe ich zum einen den Datenlogger von Dostmann mit 3 Funksendern. Zum anderen wird das Wärmekabel in der Überwinterungsgrube mithilfe des Thermoreglers Inkbird 306 T WIFI gesteuert. Neben der Temperaturüberwachung und Einstellungen über die App zeichnet die Software täglich die Temperaturen in der Grube auf.

Ist ganz nett, aber den Datenlogger mit seinen Auswertungsmöglichkeiten finde ich richtig gut. Dieser kann mit bis zu 8 Außensensoren verknüpft werden. Ich habe einen Sensor mit Fühlerkabel in der Überwinterungsgrube und jeweils einen ohne Fühlerkabel im Schildkrötenhaus und außen am Schildkrötenhaus installiert.

Das Teil kann bis zu 50000 Datensätzen speichern, was schon ne Menge Zeug ist. Ich habe den Datenlogger so eingestellt, das alle 30 Minuten die Daten gespeichert werden. So bekomme ich eine sehr genaue Übersicht über den Temperaturverlauf.

Auswertung Datenlogger vom 15.12.2020 – 25.01.2021

Arbeiten am Schildkrötengehege Dezember und Januar-datenlogger Auswertung
Auswertung Datenlogger

Erklärung Diagramm:

  • blauer Verlauf: Temperatur in der Überwinterungsgrube
  • roter Verlauf: Temperatur im Schildkrötenhaus
  • grüner Verlauf: Temperatur im Schildkrötengehege 

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Im Verlauf gut zu erkennen war es vom 16.12. bis 24.12 noch relativ mild. Die Temperaturen schwankten in der Überwinterungsgrube zwischen 4 und 7,5 Grad. Passend zum Heiligen Abend fing es an zu schneien und seither liegen die Temperaturen konstant zwischen 3 und 4 Grad.
Der Ausreißer am 11. Januar ist der Außentemperatur von -9 Grad geschuldet. Auch ein Grund, warum es in der Grube nur 1 Grad hatte, war ein defekt des Heizkabels. Dieses hatte ich ersetzt und seither liegen die Temperaturen konstant zwischen 3,5 und 4 Grad. Der Thermoregler ist bei uns so eingestellt, dass das Heizkabel bei 3,5 Grad anspringt.

Arbeiten am Schildkrötengehege Dezember und Januar-Datenlogger mit Sensor
Datenlogger TFA Dostmann Klimalogg Pro| Funksender im Schildkrötenhaus| Funksender außen am Schildkrötenhaus mit passender Schutzhülle

Der Sensor liegt auf der Erdoberfläche ziemlich mittig in der Grube. Aber selbst in diesem Schutzhaus gibt es Temperaturunterschiede. So habe ich mit einem Infrarot Thermometer an verschiedenen Stellen Messungen durchgeführt und zum Teil Unterschiede von bis zu 3 Grad wärmer festgestellt.

Davon abgesehen haben die Tiere aber immer die Möglichkeit sich bis zu 60 cm einzugraben. Das wäre aber wohl erst dann notwendig, falls wir eines Tages sibirische Wetterverhältnisse bekommen sollten (was „Dank“ Klimaerwärmung zum jetzigen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich ist!)

Kann meine Schildkröte erfrieren?

In Sibirien schon.
Scherz beiseite. Die Hibernation ist für Anfänger immer wieder eine Herausforderung und in diversen Schildkrötengruppen werden zu dieser Jahreszeit regelmäßig dieselben Fragen hinsichtlich Temperatur, Länge der Hibernation etc. gestellt (oder erreichen mich per mail).
Diese Verunsicherungen sind nachvollziehbar und zu Beginn meiner Haltung ging es mir ähnlich. Nur hatte ich Anfang der 2000-er Jahre nicht so viele Quellen oder Ansprechpartner, um diese Dinge nachzulesen bzw. zu Fragen, wie es heutzutage möglich ist.

Ich kann aber viele Einsteiger heute schon mal etwas beruhigen:
Die Tiere erfrieren nicht gleich, wenn die Temperatur in der Grube mal an der 1 Grad Marke kratzen (oder leicht darunter!). Auch macht es ihnen nichts aus (Vorausgesetzt sie starren geschützt im Frühbeet) wenn ein Wärmeeinbruch die Temperaturen kurzfristig in zweistellige Bereiche klettern lässt. Bis die Wärme (oder Kälte) in der Überwinterungsgrube bei den Tieren ankommt vergehen Tage.

Ein natürliches Frostschutzmittel

Aber es gibt noch einen weiteren Grund, warum Neueinsteiger während der Starre der Tiere etwas ruhiger schlafen können:
Eine erhöhte Glucosekonzentration im Blut der Schildkröten. Dieses natürliches Frostschutzmittel bewirkt, das die Tiere nicht gleich einfrieren, sobald es frostig wird.

Während der Winterruhe passen Schildkröten ihren Stoffwechsel an die klimatischen Verhältnisse an und verwenden vorrangig Glykogen aus Leber und Muskeln als Energiequelle, das sie zuvor gespeichert haben. Sie nutzen diese Reserven über aerobe oder anaerobe Prozesse, wobei sie bei Kälte eher zur anaeroben Methode neigen. Im Gegensatz zu Säugetieren verlassen sich Schildkröten aufgrund begrenzter Fettreserven stärker auf Glykogen und greifen nur in Notfällen auf Proteinabbau zurück. Die ausreichende Speicherung von Glykogen ist für das Überleben im Winter entscheidend. Griechische Landschildkröten können sich dank ihrer Anpassungsfähigkeit auch unter schwierigen Bedingungen behaupten, wobei Unruhe ein Anzeichen für Probleme sein kann.

Sehr interessant dazu (den Artikel kann ich jedem nur empfehlen) ist eine Studie von Ivanchev (Schildkröten im Fokus, 3/2007) die er über einen Zeitraum von drei Jahren in Bulgarien durchgeführt hatte. So betrugen die niedrigsten gemessenen Temperaturen in der Überwinterungsgrube -5 Grad und die niedrigste gemessene Außentemperatur -26,5 Grad!

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Bei einem THB-Weibchen herrschten während einer Überwinterungsperiode an insgesamt 18 Tagen sogar dauerhaft Frosttemperaturen zwischen -4 Grad und -0,5 Grad. Das Tier kam in guter Verfassung aus der Starre und hatte in der anschließenden Saison zwei Gelege. Nach Beobachtungen von Ivanchev (2007) werden diese Temperaturen, solange sie nicht länger andauern oder noch mehr fallen von den Tieren ohne Probleme vertragen.

Trockene Kälte

Trockene Kälte vertragen die Tiere offenbar gut. Gefährlich kann es werden, wenn es regnet und nachts gefriert. So beobachtete Ivanchev (2007) das infolge eines Starkregens im Januar 2006 der Grundwasserspiegel die Überwinterungsquartiere der Schildkröten erreichte. Nach einem anschließenden Temperatursturz von -20 Grad verendeten daraufhin leider einige Tiere. 

Eingefrorene Schildkröte

Ich hatte vor einigen Jahren unfreiwillig selbst die Erfahrungen mit Frost im Kühlschrank machen müssen. Aus irgendeinem Grund (weiß ich leider nicht mehr) sind die Temperaturen im Kühlschrank in den Minusbereich abgesackt. Morgens bei der Kontrolle sah ich das Dilemma. Bei Minus 3 Grad war die Erde an den Schildkröten festgefroren! Ich rechnete mit dem Schlimmsten, doch na einer kleiner „Aufwärmrunde“ bewegten sich die Tiere (zu diesem Zeitpunkt hatte ich 4 Männchen). Alle hatten den Temperatursturz unbeschadet überstanden und rennen jetzt schon 20 Jahre zusammen bei uns im Freigehege.

Arbeiten am Schildkrötengehege Dezember und Januar-Winter im Husnrück
Schnee isoliert noch zusätzlich

Kühlschranküberwinterung

Unsere Tiere hielten ihre Starre bis zum Bau des Schildkrötenhauses im Jahr 2013 im Kühlschrank.
Hier beschränkte sich meine Kontrolle darin, die Temperaturen zu checken und ein- zweimal in der Woche die Tür für einen Luftaustausch zu öffnen. Dabei hatte ich immer mal wieder das Substrat kontrolliert, ob es noch feucht ist bzw. mit einem Wassersprüher kurz angefeuchtet. Das Substrat darf aber nicht zu nass sein. Panzerröte durch zu nasses Substrat gegen Ende der Starre im Kühlschrank kommt leider öfters vor.

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Gewichtskontrolle und optische Kontrolle

Seit unsere Panzertierchen im Schildkrötenhaus starren, nehme ich eines der Tiere, das auf der Oberfläche sitzt, kurz in die Hände und schaue, ob es auf Berührungen reagiert und Gliedmaßen, Kopf etc. so weit in Ordnung sind. Danach lege ich das Tier wieder an seinen Platz. Das dauert nur wenige Sekunden und stört die Schildkröte nicht. Ich wiege unsere Tiere im Laufe der Starre schon seit Jahren nicht mehr.
Wer sich dennoch unsicher ist (Ich kann es verstehen! Ging mir auch so!) sollte das Wiegen auf alle 2 bis 3 Wochen beschränken. Ich habe schon von Haltern gelesen, die ihr Tier jeden zweiten oder dritten Tag gewogen hatten! Da frage ich mich schon, wie die Schildkröte zur Ruhe kommen soll, wenn es immer wieder auf der Waage hockt.

Überwinterung im Kühlschrank

Die „Vorzugstemperatur“ im Kühlschrank schwankt zwischen ca. 4-6 Grad. Wenn es kurze Zeit mal 2 Grad sind, ist es auch kein Beinbruch. Oft liegt der Sensor auf der Oberfläche, derweil das Tier paar Zentimeter vergraben drunter starrt (und da ist es dann bisserl wärmer). Um Temperaturschwankungen zu reduzieren, stellte oder legte ich immer mehrerer, mit Wasser gefüllte, PET-Flaschen in den Kühlschrank.
Früher las man oft (oder wurde einem gesagt) das ein Gewichtsverlust von bis zu 10% des Eigengewichtes in Ordnung sind. Das gilt heute so nicht mehr. Bis zu einem Gewichtsverlust von 5% des Eigengewichtes ist tolerierbar.

Bei optimalen Bedingungen im Kühlschrank (Temperatur 4-6 Grad, leicht feuchtes Substrat) und den gesundheitlichen Voraussetzungen (nur gesunde Tiere dürfen in die Starre) nehmen Schildkröten meiner Erfahrung kaum ab. Nach Beendung der Starre hatten sogar einige Tiere durch Aufnahme der umgebenden Feuchtigkeit leicht zugenommen.

Wie waren eure Erfahrungen in diesem Winter? Ihr könnt gerne einen Kommentar hinterlassen und über eure Erfahrungen, Ängste und Wünsche berichten!

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Schildkrötengehege im Dezember

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