Interview mit Thorsten Geier

Am 22.07.17 hatte ich nach drei Jahren wieder ein Schildkrötentreffen im Hunsrück. Und wie beim ersten Treffen war es wieder hoch interessant. Neben einigen neuen Gesichtern und neuen Haltern, waren auch wieder „alte Hasen“ zum Treffen gekommen. Am Ende waren es dann 35 „Schildkrötenbekloppte“ die den Hunsrück unsicher machten.

Auch Thorsten Geier, Autor u.a. von „Fester Panzer-weiches Herz“ war meiner Einladung wieder gefolgt. Wir kenne uns jetzt schon paar Jahre und tauschen uns immer mal wieder aus. Dieses Treffen wollte ich dann mal nutzen, um mit ihm ein Interview zu führen.

Leider verging die Zeit an diesem Tage wieder wie im Fluge und so hatte ich gerade noch die Möglichkeit ihm meine Fragen mit zugeben. Thorsten hat diese dann daheim beantwortet und mir dann gemailt.

Hallo Thorsten. Erstmal vielen Dank, das du zu meinem Treffen hier im Hunsrück gekommen bist. Wir kennen uns ja schon ein paar Jahre, aber erzähl doch mal ganz kurz unseren Neulingen hier, wann und wie du überhaupt zu diesem faszinierend Hobby gekommen bist.

Thorsten Geier: Hallo Torsten! Danke zunächst für die Einladung. Euer Treffen im Hunsrück war – wie letztes Mal auch – sehr schön! Es hat viel Spaß gemacht mit den „alten und neuen Gesichtern“ zu quatschen.

Also, eigentlich habe nicht ich vor fast 20 Jahren mit diesem wunderschönen Hobby begonnen, sondern meine Schwester! Sie hat zu ihrem Geburtstag (im August) eine ausgewachsene Griechische Landschildkröte bekommen. Das hätte bei mir auch im November wohl nicht ganz so gut mit einem Geburtstagsgeschenk funktioniert! Aber auch ich hatte damals schon großes Interesse an diesen gepanzerten Freunden. Bereits vor dem Erwerb habe ich in unserem Garten ein Freigehege gebaut. Sogar ein kleines Frühbeet hatte ich damals schon besorgt.

Mit deinem Wissen von heute: was würdest du jetzt anders machen als damals zu deiner Anfangszeit?

Thorsten Geier: Damals hatte ich schon den ein oder anderen Fehler gemacht. Nichts wirklich schlimmes, aber ich hatte beispielsweise noch keine Lampen im Frühbeet. Und die Gehegeumrandung war auch nicht wirklich gut. Das sollte sich dann aber innerhalb kurzer Zeit ändern! Aus heutiger Sicht hätte ich mich noch mehr informieren müssen. Dann hätte ich einige Punkte gleich von Anfang an besser gemacht. Auch die Zusammenstellung der Gruppe(n) hätte von Anfang an besser geplant werden sollen. Mein Rat heute an alle Anfänger in der Schildkrötenhaltung wäre deswegen, sich zunächst auf nur eine einzige Art bzw. Unterart zu begrenzen. Das macht den Start in dieses Hobby um ein Vielfaches einfacher.

Zur Zeit werden in diversen Schildkrötengruppen auf Facebook wieder viele Bilder gepostet mit Schildkröten die Obst, Gemüse, etc. fressen. Was hältst du von diesen sogenannten „Leckerli“?

Thorsten Geier: Ich sehe solche Fotos mit Erdbeeren etc. sehr kritisch. Es wird natürlich keine Schildkröte aufgrund einer gefressenen Erdbeere sterben. Aber warum das Ganze?! Wir versuchen doch inzwischen noch so kleine Details aus der Natur zu kopieren: Angefangen von Steinen bzw. Kalkschotter fürs Gehege, mediterranen Gehegepflanzen, ausgetüftelte Technik, stabile und hochwertige Frühbeete bzw. Gewächshäuser etc. Das Ganze bringt unsere Schildkrötenhaltung auf ein sehr hohes Niveau. Wir orientieren uns sehr stark an der Natur und an den natürlichen Bedürfnissen. Das ist wirklich toll und macht Spaß! Wir geben alles, damit unsere Schildkröten in menschlicher Obhut so gut wie irgendwie möglich gehalten werden. Und dann „fallen“ wir eine Stufe zurück, und verfüttern Obst, Salat und Gemüse?! Warum dann der ganze Aufwand mit der übrigen Haltung? Das verstehe ich dann leider nicht. Die Aussagen bzw. Ausreden „Schildkröten fressen in der Natur auch Obst und Gemüse“, „Wenn ich Tomate nur sehr selten verfüttere ist es nicht so schlimm“ etc. finde ich dann eigentlich nur noch traurig… Denn die zeigen ganz deutlich, dass sich derjenige nicht wirklich mit Schildkröten bzw. der Haltung auseinander gesetzt hat.

Ein weiterer Diskussionspunkt in diesen Monaten ist die Technik. Wärmelampen im Frühbeet: Ja, nein oder Jein?

Thorsten Geier: Ein ganz klares Ja! für Wärmelampen im Frühbeet bzw. Gewächshaus. Zumindest die Möglichkeit muss vorhanden sein. Im Frühjahr und im Herbst (also sogar ab jetzt schon) will ich die Technik nicht missen. Und meine Tiere übrigens auch nicht. Aber im Hochsommer benötige ich diese zusätzliche Wärme für meine Tiere nicht. Das macht ja dann hoffentlich die Sonne von ganz alleine! Deswegen verwende ich Thermotimer, die die Lampen nur dann anschalten, wenn sie wirklich gebraucht werden.

Die angesprochene „Möglichkeit“ ist übrigens auch ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl. Denn ich muss schmunzeln, wenn ich Fotos von Frühbeet oder Gewächshaus sehe, die zwar fachmännisch mit Wärmelampen installiert sind, aber wo ich genau weiß, dass der komplette Garten überhaupt keinen Stromanschluss hat! Solche Halter gibt es natürlich auch!!!

Wie ist deine Meinung über eine prophylaktischen Entwurmung bei europäischen Landschildkröten?

Thorsten Geier: Als ich letztes Jahr mein Schildkröten-Buch „Der Schildkröten-Gärtner“ geschrieben habe, stand ich lange vor der Überlegung, ob ich denn das überhaupt noch erwähnen muss. Denn ich dachte eigentlich, dass eine prophylaktische Entwurmung der Vergangenheit angehört. Und deswegen habe ich auch hierzu meine Meinung geschrieben. Und deine Frage kann ich mit einer Gegenfrage beantworten: „Nimmst du Halsschmerztabletten, wenn du keine Halsschmerzen hast?!

Welche Schildkrötenart, neben deinen natürlich, findest du noch interessant? Würden für dich auch exotische Landschildkröten in Frage kommen?

Thorsten Geier: Seit diesem Jahr Pflege ich auch die Europäische Sumpfschildkröte. Ich finde das ebenso eine sehr interessante Schildkrötenart. Insgesamt gibt es da so einige Arten, die ich sehr spannend finde. Aber wenn ich an meinen vorhandenen Platz denke, so bleibe ich beim „bewährten“! Aber umso mehr schaue ich dann natürlich auf andere Tierarten bei befreundeten Haltern. Ich denke übrigens gerade an deine Spaltenschildkröten! *g*

Du hast ja einen eigenen Verlag (den „Kleintierverlag“) und hast schon einige Bücher veröffentlicht. Wann bist du auf die Idee gekommen dein erstes Buch „Fester Panzer – weiches Herz“ zu schreiben und wieso?

Thorsten Geier: Eigentlich wollte ich im Jahr 2004 nur einen kleinen Infozettel drucken. Darauf wollte ich die wichtigsten Infos zur Schildkrötenhaltung aufführen, um diese dann an Interessierte weiterzugeben. Und daraus ist dann sehr schnell ein Buch entstanden, weil ich die vielen Infos gar nicht mehr auf nur 1 Seite bekommen habe. Nach und nach habe ich immer mehr Leser gewonnen, die mein Buch sehr gut in der Schildkrötenwelt aufgenommen haben. Und schon nahm das ganze seinen Lauf. Eine neue Auflage musste her. Und viele weitere Bücher über Schildkröten bzw. andere Tiere folgten dann.

Dein letztes Buch „Der Schildkröten-Gärtner – Naturnahe Ernährung Europäischer Landschildkröten“ ist erschienen als Band 2 aus einer Reihe. Der Band 1 befasst sich mit der „Winterstarre bei Europäischen Landschildkröten“. Ich gehe mal ganz stark davon aus, das es irgendwann noch ein Band 3 gibt? Und wenn „Ja“ in welcher Richtung geht der neue Band?

Thorsten Geier: Ich kann nur so viel verraten, dass es sich nicht um Elefanten (Insider!!!) handelt, sondern tatsächlich um Schildkröten!!!

Was ist dein aktuelles Projekt?

Thorsten Geier: Mein aktuelles Projekt ist mein neuer Gartenteich. Darin sollen dann ggf. nächstes Jahr schon die Europäischen Sumpfschildkröten umziehen. Aktuell sind diese noch in einer großen Teichschale untergebracht. Das Anlegen des Teiches hat mir sehr viel Spaß gemacht. Und nun genieße ich die wöchentlichen Veränderungen im und am Wasser.

Seit Anfang letzten Jahres bist du ja auch Herausgeber der Zeitschrift „Schildkröten im Fokus“ Ich selbst lese die Zeitschrift auch schon seit einigen Jahren und finde die Beiträge immer hoch interessant, da hier Wissen vermittelt wird, das noch mehr „in die Tiefe“ geht. Wie kommst du an all diese Beiträge? Und wie planst du eine Ausgabe?

Thorsten Geier: Der Kontakt zu Schildkrötenhaltern war und ist mir immer sehr wichtig. Von daher gelange ich hierüber schon in viele Gespräche zu Schildkrötenhalter. Und im Gespräch kommt man dann schnell auf das ein oder andere spannende Thema, über welches ein Artikel geschrieben werden kann oder soll. Wenn du oder die Leser deiner Homepage bzw. deines Newsletters Artikel-Wünsche haben, dann nehme ich diese sehr gerne entgegen. Gleiches gilt auch, wenn jemand gerne einen Artikel für die Zeitschrift schreiben möchte. Auf Wunsch stehe ich beratend zur Verfügung und greife auch gerne „unter die Arme“.

Letztes Jahr habe ich einen Golliwoog auf deinem Gießener Schildkröten-Workshop bekommen. Unsere Landschildkröten, besonders die Spaltenschildkröten, fressen die Pflanze sehr gerne. Ich bin nicht unbedingt mit einem „grünen Daumen“ gesegnet und leider hat er sich dann auch nicht so lange gehalten. Hättest du da einen Tipp, wie ich den Golliwoog pflegen und vermehren kann?

Thorsten Geier: Als „Mr. Golliwoog“ (wie ich gerne mal genannt werde) habe ich natürlich auch ein paar Tipps parat. Wichtig ist, dass diese tropische Pflanze nicht zu nass „gehalten“ wird. Ein Gießen „von oben“ macht die Erde häufig zu feucht und sorgt für Staunässe. Das ist nicht gut. Daher am besten 1-2 Mal pro Woche die Pflanze für 5 Minuten in einen mit Wasser gefüllten Untersetzer stellen. Dann kann sich der Golliwoog von unten mit Wasser versorgen. Die Töpfe sind ja vor allem für die Kultivierung und für den Verkauf gedacht. Zu Hause angekommen freut sich der Golliwoog*  natürlich auch über einen etwas größeren Topf mit hochwertiger Blumenerde. Entweder es werden nur einzelne Triebe der Pflanze abgeschnitten und verfüttert. Oder ein wenig radikaler kann auch die ganze Pflanze bis auf ca. 3 cm komplett abgeschnitten werden. Die Pflanze wächst ja immer wieder nach und sorgt so lange Zeit für gutes, abwechslungsreiches Futter. Im Herbst muss die Pflanze unbedingt im Haus überwintert werden. Niedrige Temperaturen würden die Pflanze komplett zerstören. Daher ist die Überwinterung im Frühbeet oder Gewächshaus leider nicht möglich.

Und zum Schluss die „Aschenputtel-Frage“: Wenn du drei Wünsche frei hättest, was würde ein Herr Geier sich wünschen?

Thorsten Geier:und ich dachte schon du fragst mich nach drei Büchern, die ich mit auf die einsame (Schildkröten-)Insel nehmen möchte! Das wäre ein wenig einfacher für mich! *lach* Aber Spaß beiseite! Ich würde mir einen langen Aufenthalt in einem Schildkrötenhabitat wünschen. Und das für eine Dauer von mehreren Wochen. Dort könnte ich mich (noch mehr) mit Schildkröten beschäftigen und allerhand neues und spannendes darüber erzählen. So hätte ich auch gleich wieder ein wenig „Stoff“ für einen neuen Schildkröten-Artikel oder ein neues Buch! Die anderen beiden Wünsche hebe ich mir für später auf!

Vielen Dank Thorsten für das nette Interview! Weiter Infos über dich, deine Tiere und natürlich über alle deine Bücher gibt es auf deiner Homepage

www.schildkroetenfreund.de

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