Totholz im Schildkrötengehege – Ein lebendiger Lebensraum

Wurzeln, Stämme oder einfache Äste sind eine hervorragende Ergänzung für Schildkrötengehege, da sie eine natürliche Umgebung schaffen. An sonnigen Tagen können sich die Reptilien auf dem warmen Holz aufheizen, während Zweige und Äste an heißen Tagen als willkommene Schattenspender dienen.

Totholz ist vielseitig einsetzbar und sollte in keinem naturnahen Gehege fehlen. Darüber hinaus ist Totholz ein ökologisch wertvoller Bestandteil des Geheges. Im Laufe der Zeit zerfällt es langsam und bietet in diesem Prozess nicht nur den Schildkröten, sondern auch verschiedenen Insekten einen natürlichen Rückzugsort.

Totholz als Mikrohabitat – Ein eigenes Ökosystem

Was viele nicht wissen: Ein abgestorbener Baumstamm oder größere Totholzstücke entwickeln sich über Jahre hinweg zu einem eigenen Mikrokosmos. Ähnlich wie im Wald bildet sich hier ein komplexes Ökosystem. Verschiedene Pflanzenarten wie Moose und Flechten siedeln sich an. Diese wiederum bieten spezialisierten Insekten neue Lebensräume.

Der natürliche Zerfallsprozess des Totholzes schafft kontinuierlich neue Strukturen. Während sich das Holz zersetzt, entstehen Höhlen und Spalten, die von verschiedenen Käferarten bewohnt werden. So nutzen auch Wildbienen morsche Stellen als Brutplatz.

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In meinem eigenen Gehege konnte ich beobachten, wie sich über die Jahre ein regelrechtes Biotop entwickelt hat. Neben den Schildkröten profitieren auch andere Reptilien wie Blindschleichen von den feuchten Bereichen unter dem Totholz. 

Blindschleiche in unserem Freigehege
Blindschleiche in unserem Schildkrötengehege

Die richtige Platzierung von Totholz

In meiner langjährigen Erfahrung mit naturnahen Schildkrötengehegen hat sich gezeigt, dass die durchdachte Positionierung von Totholz entscheidend ist. Dabei sollten sowohl sonnige als auch schattige Bereiche berücksichtigt werden. Ein größerer Stamm, der teilweise in der Sonne liegt, kann gleichzeitig als Sonnenplatz und Unterschlupf dienen. Die Schildkröten nutzen diese Mikroklimate sehr gezielt.

Vorbild Natur: Testudo hermanni hermanni auf Mallorca
Vorbild Natur: Testudo hermanni hermanni auf Mallorca

Der Zerfall als dynamischer Prozess

Was viele Halter unterschätzen: Totholz ist kein statisches Element. Über Jahre hinweg verändert es sich kontinuierlich. Verschiedene Pilzarten besiedeln das Holz und leiten den Zersetzungsprozess ein. Diese Pilze sind wiederum Nahrungsgrundlage für spezialisierte Käferarten. Der entstehende Humus reichert den Boden mit wichtigen Nährstoffen an.

Totholz im Gehege

Naturschutz im eigenen Gehege

Ein gut strukturiertes Schildkrötengehege mit Totholz leistet einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz. Viele auf Totholz angewiesene Arten sind in unserer aufgeräumten Kulturlandschaft selten geworden. Verschiedene Insektenarten wie Käfer, Wildbienen oder Ameisen nutzen abgestorbene Stämme und Äste als Lebensraum, zur Entwicklung ihrer Larven oder als Nahrungsquelle. Die von Insekten geschaffenen Hohlräume bieten später auch anderen Tieren Unterschlupf.

Pflege und Wartung

Das Schöne am Totholz: Es braucht kaum Pflege. Im Gegenteil – je weniger man eingreift, desto wertvoller wird es als Lebensraum. Lediglich die Standsicherheit größerer Stücke sollte regelmäßig überprüft werden. Kleinere, stark zersetzte Holzstücke können im Gehege verbleiben und tragen zur Bodenverbesserung bei.

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Die Beschaffung von geeignetem Totholz

Folgende Bezugsquellen haben sich bewährt:

  • Förster und Waldbesitzer: Sie haben oft Zugang zu naturbelassenem Totholz verschiedener Baumarten
  • Naturschutzgruppen: Bei Pflegemaßnahmen fällt häufig geeignetes Material an
  • Sturmschäden: Nach Unwettern findet man oft wertvolle Wurzelstöcke
  • Baumschulen: Bieten manchmal alte Stämme oder größere Äste an

WICHTIG: Vermeide Totholz von stark befahrenen Straßen oder aus industrienahen Gebieten, da diese oft mit Schadstoffen belastet sind.
Auch nicht einfach im Wald das Holz ohne die Zustimmung des Waldbesitzers herausnehmen.

Totholz im Flachwasserbiotop
Auch im Flachwasserbereich ein echter Hingucker und idealer Sonnenplatz.

Welches Holz eignet sich besonders?

Besonders wertvoll für das Gehege sind:

  • Eiche: Sehr langlebig, zersetzt sich langsam
  • Obstbaumholz: Bietet interessante Strukturen
  • Buche: Wird gerne von Pilzen besiedelt
  • Birke: Die Rinde bietet zusätzliche Strukturen

Bei der Einbringung neuen Totholzes beachte ich folgende Aspekte:

  • Standsicherheit gewährleisten
  • Verschiedene Größen kombinieren
  • Sonnige und schattige Bereiche schaffen
  • Rückzugsmöglichkeiten einplanen

Fazit: Totholz – Der lebendige Schatz im Schildkrötengehege

Nach über 20 Jahren Erfahrung mit naturnaher Gehegehaltung im Hunsrück bin ich mehr denn je von der unschätzbaren Bedeutung des Totholzes überzeugt. Es ist faszinierend zu sehen, wie ein vermeintlich „totes“ Stück Holz zum Zentrum pulsierenden Lebens wird.

Totholz erfüllt dabei mehrere entscheidende Funktionen:

Für unsere Schildkröten:

Die Integration von Totholz in Schildkrötengehegen bietet unseren Reptilien essenzielle natürliche Versteck- und Sonnenplätze, die sie je nach Bedarf aufsuchen können. Durch die verschiedenen Höhen und Positionen der Holzelemente wird den Tieren ein artgerechtes Thermoregulationsverhalten ermöglicht, da sie zwischen sonnigen und schattigen Bereichen wählen können. Die unterschiedlichen Totholzstrukturen schaffen dabei diverse Mikroklimate im Gehege, von kühl-feuchten Bereichen unter größeren Stämmen bis hin zu warm-trockenen Zonen auf erhöhten Holzflächen. Zusätzlich unterstützt das natürliche Material den wichtigen Krallenabrieb, wenn die Schildkröten über die verschiedenen Holzoberflächen klettern und laufen.

Mehrere, größere Äste dienen als Unterschlupf

Für das Ökosystem:

Totholz in Schildkrötengehegen fördert die Biodiversität durch die Schaffung vielfältiger Kleinlebensräume für unterschiedlichste Arten. Das verwitternde Holz entwickelt dabei ein sich selbst regulierendes Mikroklima, das Feuchtigkeit speichert und ausgleichend wirkt. Durch den natürlichen Zersetzungsprozess verbessert sich die Bodenqualität stetig, da sich nährstoffreicher Humus bildet. Damit bietet das Gehege wertvollen Lebensraum für bedrohte Arten wie z.B.  verschiedene Ameisenarten und Wildbienen, verschiedene Käfer und spezialisierte Holzpilze, die in der modernen Landschaft selten geworden sind.

Für uns Halter:

Für uns Schildkrötenhalter bietet die Verwendung von Totholz mehrere praktische Vorteile: Der Pflegeaufwand reduziert sich mit der Zeit deutlich, da sich ein natürliches Gleichgewicht einstellt und weniger regulierende Eingriffe nötig sind. Das Gehege entwickelt durch die Totholzstrukturen eine natürliche Ästhetik, die dem ursprünglichen Lebensraum unserer Schildkröten nahekommt. Die sich entwickelnde Artenvielfalt ermöglicht dabei faszinierende Naturbeobachtungen direkt vor der eigenen Haustür. Nicht zuletzt leisten wir durch die naturnahe Gestaltung einen wertvollen Beitrag zum aktiven Artenschutz, indem wir bedrohten Arten einen Lebensraum bieten.

Das Besondere am Totholz ist seine Dynamik: Es verändert sich stetig und wird mit jedem Jahr wertvoller für das Gehegeökosystem. Was als einzelner Stamm beginnt, entwickelt sich zu einem komplexen Lebensraum für unzählige Arten. In Zeiten schwindender Biodiversität wird jedes naturnahe Schildkrötengehege mit Totholzstrukturen zu einer wertvollen Oase der Artenvielfalt.

Mein persönliches Fazit nach all den Jahren: Totholz ist nicht nur Gestaltungselement, sondern der eigentliche Herzschlag eines lebendigen Schildkrötengeheges. Es verbindet auf einzigartige Weise die Bedürfnisse unserer Pfleglinge mit aktivem Naturschutz – und das macht es zu einem unverzichtbaren Element jeder naturnahen Haltung.

Wurzel als Unterschlupf

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